Paul Reichenbachs Samstag, der 3. März 2007. Die Stimme.

../soll ich atmen,
soll ich lauschen?
Soll ich schlürfen,
untertauchen? …

Die größte Sorge, die sie hatte, war die Sorge um ihre Stimme.
Jeden Morgen, so lang er sich erinnern kann, wachte sie mit dem Schrecken auf ihre Stimme verloren zu haben. Erst heute beim Tee, Friesenmischung, Sahne, die im Porzellan explodiert, in der Stunde zwischen Reden und Schweigen, zwischen Erinnerung und Vergessen, fällt sie ihm wieder ein. Es hat Jahre gebraucht sie auszuschwitzen und jetzt ist sie, ihr Singen, einfach in ihm, als wäre sie nie gegangen und zieht tief in seine Lenden.

Seine Hände werden unruhig, umkrampfen die Kante des Glastisches an dem wir sitzen. Leichenblass, Schweißperlen auf der Stirn, sitzt er vor mir, als >>>Anna Netrebko >>>Rusalkas Lied an den Mond anstimmt.…..Sieht der Mensch mich im Traumgesicht,
wach‘ er auf, meiner gedenkend.
O Mond, entfliehe nicht, entfliehe nicht!
Ich habe ihm die DVD mitgebracht, ein kleines Danke für seine Hilfe, was meine blinde Mutter angeht. Das habe ich mindesten 30 Jahre nicht gehört, nicht mehr hören können, sagt er, setzt die Teeschale ab und verlässt den Raum….

„Ein Buch oder ein Mann,
das ist für die leere Stunde.“
(Aragon, Blanche oder das Vergessen)

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