Meere & Bamberger Elegien. Notizen. montgelas, am 10. 3. 2007

„La femme est l’avenir de l’homme… “
(Aragon, Le Fou de Elsa )
und seine Vergangenheit.
Vom Erfinden des ICH zur ICH -Findung.

In der letzten und nunmehr gültigen Fassung des Romans „Meere“ leiht sich der Erzähler autobiographische Fakten des Autors Alban Nikolai Herbst, mit dem der Protagonist ähnlich wie in der Novelle „Vergana“ im Verlauf des Romanes verschmilzt. Die Tatsache, dass in dieser überarbeiteten Fassung aus der indischen Göttin Lakshmi die persische Göttin Anahita wird, schlägt eine Brücke zu ANH’ s im Jahr 2006 entstandenen „Bamberger Elegien“.
Wird in „Meere“ die Tragödie einer leidenschaftlichen Obsession zweier Menschen erzählt, die sich in der Welt neu erfinden mussten, um in ihr zu bestehen, beklagen die Elegien u.a. die verschiedenen persönlichen und gesellschaftlichen Gründe für das mögliche Scheitern der Liebe in einer postmodernen Gesellschaft, wo Flucht ins Modell, in die Stilisierung der Person oft einzige Möglichkeit scheint, ökonomisch und sozial zu überleben. Alban Nikolai Herbst kritisiert, ergänzt und korrigiert in seinen Elegien auf indirekte Weise Standpunkte und Verhaltensweisen des Protagonisten Kalkreuth/ Fichte im Roman „Meere“. Der absolute ästhetische Blick Fichtes und seines schon differenzierter schauenden Erzählers verwandelt sich in den Bamberger Elegien zu einem Frage- und Antwortspiel, das die unauflöslichen existentiellen Konflikte des Liebes – und Künstlerdramas „Meere“ ins philosophische Lehrgedicht hebt. Autobiographische Elemente und Fiktionen sind in den Elegien einfühlsame Bekenntnisse zu Natur – und Liebesverhältnissen, die gerade durch die strenge Form der Hexameter zu einer Diskussion über Geschlechterbeziehungen in postmodernen Zeiten einladen. Kalkreuth/ Fichte das war gestern. Alban Nikolai Herbst/ Alexander v. Ribbentrop das ist heute. In Meeren können Schiffe untergehen und Menschen ertrinken. In Meeren kann man an Küsten entlang segeln und sie keiner Landung mehr für würdig erachten,weil man sie scheinbar zu kennen glaubt. In den Elegien sieht ANH, anders als Fichte, der in „Meere“ hoffnungslos allein in seiner Kunst ertrinkt, Land und ankert.
Der Dichter entdeckt alte Landschaften mit neuem Blick.

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