16.06
Heute bin ich nicht zur neuen Wohnung gefahren. Stattdessen rief ich das Umzugsunternehmen an, das schon unseren Umzug hierher abgewickelt hat. Hinzu kommt noch der Transport der Möbel aus ihrem Elternhaus hierher. Ob er nächste Woche verfügbar wäre. Er meinte, Dienstag. Ich schickte eine Liste mit dem Transportgut und warte nun auf Antwort. In der Zwischenzeit ein Arbeitskontakt, der ein bißchen Qualität in mein Übersetzen zu bringen scheint: Ein Essay über Michelangelos „Leda“ im besonderen und über den Mythos der Leda im allgemeinen. Was mir als Übergang von hier zu dort tatsächlich sehr lieb ist. Denn wenn ich das GUT hinkriege, dann wird sicher noch mehr von dieser Art kommen. Die Agentur, die mich kontaktiert hat, arbeitet hauptsächlich für Verlage. Neulich hatten sie mal etwas zuviel Arbeit und kamen über meine sonstigen Kontakte auf mich, so daß ich ein paar Seiten übersetzte (Künstlerbiographien). Man war zufrieden mit meiner Arbeit. Also neue Horizonte auch hier.
„So komm! Daß wir das Offene schauen – Daß ein Eigenes wir suchen, so weit es auch ist.“
Das ist zwar von Hölderlin („Brod und Wein“), aber Krauss, nach dessen „Graciáns Lebenslehre“ ich zitiere, stellt dem Zitat dieses voran: „Rilke sagte:“ Ist da nun eine geheime Verwandtschaft zu vermuten? Abgesehen davon, daß Paul Reichenbach mir diese Zeilen auch einmal zuschickte.
LEDA, ae, Gr. Λήδη, ης, (Tab. XXVI.) des Thestius, oder, nach andern, des Thespius, Königs in Aetolien, oder vielmehr des Glaukus Tochter. Schol. Apollon. ad l. I. v. 146. Sie heurathete den Tyndareus, und zeugete mit ihm die Timandra, Klytämnestra und Philonoe. Weil aber Jupiter seine Augen auf sie warf, und sonst nicht beykommen konnte, so verwandelte er sich in einen Schwan, oder nach andern in eine Gans. Virgil. in Ciri, 489. in welcher Gestalt er auch auf einem herkulanischen Gemälde mit ihr abgebildet ist. Pitt. ant. d’Ercol. T. III. tav. 8. Er zeugete also den Pollux und die Helena mit ihr, und, da Tyndareus ihr die Nacht darauf auch beywohnete, so bekam sie von ihm noch den Kastor darzu. Apollod. l. III. c. 10. § 5.6.7.
Benjamin HEDERICH, Gründliches mythologisches Lexikon
So gebiert LD (und ich lasse bewußt und semitisch die Vokale weg) die Zwillinge, die in mir und bei mir sind, und doppelt die Welt mit einer doppelten Beiwohnung. Wie ich’s schon neulich hatte: Einwohner sind Beiwohner.
P.S. Die Umzugsfirma angerufen: Dienstag scheint in Ordnung zu gehen. Der Inhaber hatte leichte Vorbehalte wegen der Bücherzahl, aber ich bot mich an, sie selbst einzupacken, und dafür morgen die entsprechenden Kartons abzuholen.
Werner Krauss irrt hier. Wer in der Todeszelle sitzt, darf irren. Dass er später diesen Fehler nicht korrigierte, hat mit der Editionsgeschichte zu tun. Es gibt nur diese Ausgabe von 1947. Du hast Werner Krauss – Gracians Lebenslehre als PoD von >>>Klostermann Eine Erklärung für diesen Fehler bietet sein Vorwort an:
„Diese Arbeit wurde 1943 unter besonderen Verhältnissen geschrieben. Der Verfasser war auf die ihm von wohlgesinnter Seite zur Verfügung gestellten Gracián-Ausgaben angewiesen. Sekundärliteratur war ihm nicht zugänglich. Wenn nach der Befreiung eine grundlegende Änderung nicht vorgenommen wurde, so geschah es in der Meinung, daß eine Darstellung der Lebenslehre Graciáns aus ihren eigenen Voraussetzungen auch ohne eine genauere philologisch-historische Koordinierung ein allgemeineres Interesse verdienen kann.“
In der Werke Ausgabe WKW 3 , Seite 117, 1997 erschienen bei de Gruyter, hat der Herausgeber den fälschlichen Verweis auf Rilke getilgt.
Ball spielen Der Ball
Du Runder, der das Warme aus zwei Händen
im Fliegen, oben, fortgiebt, sorglos wie
sein Eigenes; was in den Gegenständen
nicht bleiben kann, zu unbeschwert für sie,
zu wenig Ding und doch noch Ding genug,
um nicht aus allem draußen Aufgereihten
unsichtbar plötzlich in uns einzugleiten:
das glitt in dich, du zwischen Fall und Flug
noch Unentschlossener: der, wenn er steigt,
als hätte er ihn mit hinaufgehoben,
den Wurf entführt und freiläßt -, und sich neigt
und einhält und den Spielenden von oben
auf einmal eine neue Stelle zeigt,
sie ordnend wie zu einer Tanzfigur,
um dann, erwartet und erwünscht von allen,
rasch, einfach, kunstlos, ganz Natur,
dem Becher hoher Hände zuzufallen.
RILKE (bei http://www.rilke.de gefunden über „Eigenes“)
So ‚fälschlich‘ will mir Krauss‘ Verweis auf Rilke nicht erscheinen…, vor allem nicht, wenn man die ‚Duineser Elegien‘ nach dem ‚Offenen‘ befragt…
Die achte – Kassner zugeeignete Elegie beginnt :
„Mit allen Augen sieht die Kreatur
das Offene. Nur unsre Augen sind
wie umgekehrt und ganz um sie gestellt
als Fallen, rings um ihren freien Ausgang“.
(….)
Eine ‚offene‘ Verwandschaft zwischen der ‚weißen Amsel‘ und – jetzt bliebe ich gerne ornithologisch – dem weißen > MALTEser ist es in jedem Fall…
dem pflichte ich bei : das OFFENE ist das stichwort : und das EIGENE seine interpretation
Danke. Ich ahnte beim Lesen,
„Unvergeßlich bleibt an der Schwelle unserer Zeit der Hölderlinsche Versuch, das Maß für ein neues Gesetz aus dem Endsturm der Zeitbewegung und der dichterischen Unruhe wieder zu holen. Rilke sagt:
So kommt doch daß wir das Offene schauen….“
dass Werner Krauss sich nicht getäuscht, sondern bloß geirrt hatte. Er dachte ins Doppelte. Paul hat offenbar nur die Werke-Ausgabe.