Die letzten 3 Tage vor dem Urlaub werden anstrengend. Hier, im Büro, in meinem Refugium herrscht das Chaos. Bücherstapel über Bücherstapel versperren nicht nur die Sicht vom Schreibtisch zur Tür, sondern hindern direkt beim Arbeiten. Suche ich das Eine, muss ich erst Anderes bei Seite schieben und umbauen um Bewegungsfreiheit zu gewinnen. Das ist immer so zwischen Mai und Juni. Die Verlage liefern, in einer Art apokalyptischen Endspurt, als würden die kommenden Sommerferien niemals vergehen, ihre Frühjahrsprogrammme aus. Die Kommentare zur Sozialgesetzgebung ragen dabei, was die Menge ihrer Ergänzungen betrifft, besonders hervor. Richter und Anwälte in diesem Sektor sind wahrlich nicht zu beneiden. Die unklare Rechtsprache, deren Zunahme ich in den letzten Jahren schaudernd beobachte, lässt einen Schluss auf die innere Verfasstheit einer Gesellschaft zu, deren Zusammenhalte immer mehr zu zerbröseln scheinen. Ein Nebenkriegsschauplatz, wie das Rauchverbot, zeigt auch dem einfachen Bürger, was er in Zukunft vom „ordnenden Sinn“ des Rechts erwarten kann. Langer Rede, kurzer Sinn: Ich habe bis Mittwoch Stress.
Am Donnerstag geht es erst nach Jena, Kaffee bei Freunden und dann anschließend in heimatliche Gefilde. Die Familie trifft sich. Bei Möbelhändlers feiert eine Nichte Konfirmation. Nächsten Montag, die kleinen Klappräder im Auto, fahren wir, diagonal durch die Republik, von Ostsachsen in den Norden, Richtung Harlinger Siel.
Dagdeef.
Dær Busch un Brok to snekeln,
Mi in de Sünn to rekeln,
Dat sünd min besten Tæg;
Un mank de Blöm to dangeln
Un oppen Knüll to rangeln
Dat is min gröttste Hæg.
Inn Krattbusch mank de Böken
In Schatten liggn un smöken
Dat is min Husbedrif;
Un lingelank bi’n Quellborn
To drüßeln ünnern Sleedorn
Dat quickt mi Seel un Lif.
Wa nett dat Water risselt,
Wa sach de Blæder pisselt,
Wa rükt dat Holt so grön!
De Drossel fleit so nüdli,
Ik reck mi so gemüthli:
Wa is dat wunnerschön!
Un ward mi oppe Duer
Dat Utraun gar to suer,
Un geit de Sünn to Beer:
So stopp ik noch en Bræsel
Un schumpel na min Kæsel
Un denn – na denn ni mehr.
(Klaus Groth)
Dort steht, dem Schicksal sei Dank, auch wieder ein intakter PC-Anschluss zu Verfügung. Die Ruhe, welche die Geestlandschaft ausstrahlt wird uns gut tun. Meine Textsschulden, unerledigt, lang Versprochenes und eigentlich schon fertig, habe ich gestern auf CD gebrannt. Eine Woche auf diesem einsamen Gehöft von Freunden, sie sind im Amerika, wird nicht nur mir sondern auch ihr gefallen. Es wird einfach herrlich werden: Lange schlafen, Fahrradfahren, Hund und Katze versorgen, in den weiten Himmel schauen, mit den Dorfbewohnern schnaken. Lesen und schreiben. Und das alles ohne Zeitdruck und Störung. Ganz entspannt, lässig, werde ich die Tage angehen.