B.L.’s 11.6. – Er ißt

20.51
Ich habe mich bis zur Apotheke vorgewagt, um Aspirin zu kaufen, dem nachmittäglichen Kopfschmerz entgegenzusteuern. So konnte ich auch gleich fragen, was es hier für Ärzte gebe in Fornole: Eigentlich nur einen, zwei Ärzte aus dem nahen Amelia hätten hier einmal die Woche Sprechstunde. Nicht daß mir das wegen meiner Gesundheit Sorgen machte, nur muß ich wegen der Ummeldung bei den hiesigen Gesundheitsbetrieben (denn Dienste sind sie es ihrer Bezeichnung nach nicht mehr, sondern „aziende“ = Betriebe) auch einen „Hausarzt“ angeben. Dann noch etwas Schinken, Wein und Tomaten aus dem Dorfladen, in dem es merkwürdigerweise auch Weintrauben gab. Erst wollte ich es nicht glauben, aber als ich genauer hinsah, waren es tatsächlich Weintrauben: aus Chile (und das bei all den Aprikosen, Kirschen, Honig- und Wassermelonen, die nunmehr immer häufiger die Obststände bevölkern!). Ich esse übrigens nach wie vor kalt: es geht doch nichts über eine Stulle, sofern das Brot schmeckt. Hinzu kommen Obst und rohes (manchmal fertig abgepacktes gekochtes) Gemüse, Yoghurt, neulich sogar frische Vollmilch (wie lang’ nicht mehr (und erinnere mich, wie ich als Junge nach Hause kam, den Kühlschrank aufmachte und einen halben Liter Milch in einem Zuge mir einverleibte)), ab und an diese herrlichen geräucherten Heringe, Thunfisch seltener, eine Zartbitterschokolade liegt auch immer auf dem Tisch. Mir fehlen ein wenig die Salzkartoffeln, die dampfenden, oder ein eher gekochtes als gebratenes (spritzt so in der Pfanne!) Ei. Mag sein, daß diese Abneigung dagegen, mich für ein Kochgerät zu entscheiden, auch daran liegt, daß ich Zeit meiner Ehe immer gekocht habe, zumindest das Mittagessen für sie (uns), das dann fertig auf den Tisch kam, wenn die Schule für sie zu Ende war. Ansonsten plagt mich arbeitsmäßig der dritte Führer durch den Petersdom bzw. diesmal etwas allgemeiner durch den Vatikan, zu dem San Pietro aber immer noch gehört. Wie andere Leute sonst auf Holz klopf’ ich da auf meinen Reclam-Reiseführer für Rom und Latium. — Auf dem Heimweg hielten zwei Knaben mit Wasser gefüllte Luftballons vor den Bauch und ließen das Wasser daraus hervorspritzen, grad’ in der Haltung des Manneken Pis in Brüssel.

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