Lidschluss.
Versteckt im Weissraum
Zwischen den Zeilen
Schläft wimpernbekränzt
Ein Auge.
Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet. Ein berühmter Satz des Kronjuristen des 3. Reiches Carl Schmitt. Warum, so ist zu fragen, konnte Schmitt nicht formulieren: Souverän ist, wer den Ausnahmezustand vermeidet. Ich weiß nicht von wem der 2. Satz stammt, dass er allerdings eine winzige Spur, die mir wesentlich erscheint, klüger ist steht für mich außer Frage. Insofern war ich in Rom ständig bemüht ihr gegenüber den Ausnahmezustand zu vermeiden. Es gab Trouble schon auf der Hinreise. Einen Tag würden Terpsichore und Bruno ihr stehlen, so ihre Worte. Und überhaupt, ich gehöre dazu, sind Künstler dubiose Figuren. Lassen wir das. In Rom – das ist mein erster und letzter Eindruck – faszinierte mich vor allem der Verkehr. Der Petersdom kam mir, angesichts seiner historischen und ästhetischen Bedeutung, mickrig vor. Die Ruinen des Antiken Rom, einzig Marc Aurel zu Pferde machte mir Eindruck, von den Zeiten verschlissene Steine, weckten ungute Erinnerungen an Staatsmaschinen, die auch heute die Plebs mit panem et circensis bedienen. Ich weiß nicht wie die Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten dieses Jahr verlaufen sind, war ja in Rom und deutsche Zeitungen sind da ziemlich teuer. 2, 70 Euro kostet die FAZ in Italien. Meine Erinnerungen gingen mehr in Richtung Karneval und vorjähriger Fussball-WM. Die Bildzeitung hätte ich kaufen können, ihr Preis hält sich ja ebenso wie ihr Niveau, das ist nicht Neues unter der Sonne, in Grenzen. Von den Kiosken starrte mir in der Ewigen Stadt die Headline „Karin Wolff ( das ist die hessische Schulministerin) liebt eine Frau“ entgegen. Wat soll denn das nun wieder, dachte ich. Wer mit wem verkehrt ist doch total schnuppe, wenn die Denke nichts Verkehrtes will. Und es ist verwirrend und falsch, welcher Zug soll da in Bewegung gesetzt werden, die biblische Schöpfungsgeschichte in Biologie verbindlich im Unterricht lehren zu wollen. Verkehrt eben. Und da bin ich wieder bei Roms Verkehr, seinem geordneten Chaos.Regulierte Anarchie! Im Gegensatz zu Kairos Strassen, wer schon einmal dort war weiß wovon ich rede, wo Chaos alleinige Ordnung scheint. Aber was ist schon ein chaotischer Autoverkehr zweier Städte, gegen die vollständige Unordnung, die das „Neue Rom“ im Irak installiert hat. Spätestens bei diesem Gedanken bekomme ich ein anderes Verhältnis zu den antiken Römern. Und wünschte im Capitol der neuen Welt säße, statt eines Texaners, ein Augustus. Ein Vergil würde sich dann schon von selbst von finden. Souverän ist, wer den Ausnahmezustand vermeidet. Richtig heißt der Satz: „Vernünftig ist, wer den Ausnahmezustand vermeidet“ – er stammt, jetzt fällt es mir wieder ein, von >>>Odo Marquard.
P.S. Wundern Sie sich nicht, dass über Herrn Schäuble kein Wort fällt.
>>>H i e r wird alles dazu gesagt.