Lange war die Zeit dahingeschlichen, als müßte man jeden Augenblick ihres völligen Stillstands gewärtig sein, dann aber wurde sie plötzlich ihrer Langmut überdrüssig und begann in rasendem Tempo die Menschen zu überfordern, um schließlich mit ihnen zu Ende zu kommen. Werner Krauss : “ Die nabellose Welt“ S.65
Das Zitat könnte gut den Titel Globalisierung tragen. Aber nicht von der großen, rasenden Welt sei heute die Rede, sondern von der kleinen, deren Harmonie wir selbst zu verantworten haben. Heute ist Freitag und wieder einmal Sauna angesagt. 4 Stunden totale Entspannung. Nur Körper sein. Am Abend muss ich dann für den morgigen Tag vorkochen. Mein Cousin kommt, seine Frau bringt er mit, zu Besuch. Ein Jahr haben wir uns nicht gesehen. Er ist der Einzige aus meiner Verwandtschaft mit dem mich so eine Art Brüderlichkeit verbindet, obwohl wir grundverschieden sind. Er, Ingenieur aus Berufung, sie Buchhalterin, heben sich von meinem Stammtisch dadurch ab, dass sie beide, sie leben im Ruhrpott, über eine gesunde, heitere Skepsis verfügen, die sie vor schnellen Urteilen über Gott und die Welt schützt. Die Rationalität technischer Berufe, der Umgang mit Zahlen bringt eben nicht nur, wie man annehmen kann, einen asozialen, einseitigen, auf Effizienz ausgerichteten Charakter hervor werde ich wieder erleichtert konstatieren, wenn sie schon längst auf dem Heimweg sind. Negative Vorurteile, ich bin nicht frei davon, sind mir am liebsten, wenn sie sich nicht bestätigen. Zu essen wird es Tagliatelle mit Lachs und im zweiten Gang Saltimbocca mit Risotto geben.
Ein Frascati wird das Essen begleiten. Über das Dessert bin ich mir noch nicht ganz klar. Vermutlich werde ich Palatschinken mit Eis servieren. Aber auch Tiramisu, das müsste sie fabrizieren, ist möglich. Sonntag ist dann eine kleine, etwas verspätete Feier mit hess. Brunch in der „Merzenmühle/Scheuer“. Ich weiß zwar nicht, wer alles kommt, sie hält es vor mir geheim und lächelte vieldeutig, als ich gestern neugierig fragte. Wir werden allerdings ohne Fotoapparat auskommen müssen, er wurde ihr leider im Bus 64 in Rom entwendet.
Das 2. biblische Gebot, Du sollst Dir kein Bildnis machen, kann also am Sonntag, – unfreiwillig zwar, aber immerhin! – nicht übertreten werden.