B.L.’s 14.7. – semplice

18.22
Das im Chaos plötzlich auftauchende Wesentliche, das in einer Bewegung auf einfache Weise festgehaltene, die im plötzlichen Bruch sich zeigende Schönheit. Im Grunde ist mir dies in der letzten Woche wieder aufgefallen, daß ich daran Gefallen finde. Und die roten Rosen im hohen, nicht gemähten Gras ringsum sind schönere rote Rosen als solche im wohlgepflegten Rosengarten. Sie sind vehementer. Von Rom bleibt besonders die Madonna dei Palafrenieri von Caravaggio, aber auch die nach und nach auf den Tisch fallenden Piniennadeln, auch eine Art, die Zeit zu messen, oder das Eis bei Giolitti, das ich bestellt hatte: Aprikosen und Brombeeren, um dann überrascht zu sein über die Farbkombination, nämlich exactement das dunkle Gelb und das Amaranth des römischen Wappens. Der Kellner mochte gedacht haben, ich sei ein Anhänger des Fußballklubs AC Rom. Und zu diesen simplen Dingen gehören auch die einfache, nicht gesuchte Geste, das einfache, nicht gesuchte Wort. Alles in einem „so, wie es ist“. Was den Linien einer Landschaft auch eigen ist. Sie sind. Die einfache und schmucklose romanische Kirche in Narni. Nun könnte ich sogar sagen, die sich auf das Wesentliche beschränkende Einrichtung meiner Wohnung, was allerdings nicht in dem Sinne wahr wäre, da sie auf eine weiteren Einrichtung durchaus noch wartet. Das wäre dann: aus der Not eine Tugend machen. Ein Begriff fällt mir ein: eidetisches Abstrahieren. Ich würde mich auch in diesem Begriff wiedererkennen, weil die Worte bei mir ja doch immer dieses Bild suchen, um aus ihm aufzutauchen mit etwas ganz Anderem. — Heute erstmals wieder aus der Wohnung herausgekommen, seit ich Terpsichore vorgestern zum Bahnhof brachte. Einkaufen in der prallen Mittagshitze. Ärger mit dem E-Mail-Server, der seit gestern Abend streikt. Dritter Anruf bei der Telefongesellschaft, aber hauptsächlich, um die Lieferung des DSL-Materials zu forcieren: es sind nun mehr als zwei Monate verstrichen, seit ich mich dafür angemeldet habe. Da wunderte sich zwar auch das Mädchen im Call Center, aber es bleibt immer nur ein „wolln’s hoffen“. Der Mailwechsel mit D. aus Porto Recanati ist für eine Woche unterbrochen: Urlaub in Griechenland. — Ansonsten immer wieder Überlegungen, ob es noch Sinn für mich hat, dieses Tagebuch in dieser Form hier weiterzuführen. Angefangen hatte ich am 16.8. letzten Jahres. Bis dahin würde ich noch weiterschreiben. Danach dann weitermachen in einer hoffentlich anderen Form in meinem Blog, die ich aber erst noch finden müßte. Vielleicht doch in einer direkteren Art, während ich hier versuche auszuformulieren, vieles auch beiseite lasse. Aber es ist noch nichts entschieden.

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