B.L.’s 19.7. – downtown

22.11
Es geht nicht. Den „Normalen“ läßt es sich nicht vermitteln, wie ich was empfinde. Die Rede ist von der Mutter meiner Neffen. Ich wollte ihr klar machen, daß ich froh sei, keinen Fernseher zu haben, denn so könne ich das wenige, was ich über DVD mir in letzter Zeit am PC angeschaut habe (zwei, seit ich hier bin), viel intensiver wahrnehmen, jenseits aller Konsumlogik. Die Reaktion könnte auch meine Frau gehabt haben: Und was sollen die andern tun? Als ob man allein schon dadurch, daß man sein Wahrnehmen beschreibt, den anderen gerade dieses Wahrnehmen vorschreiben wollte. Es geht einfach nicht. Ich hätte lieber still sein sollen. Die Kartoffeln waren ja auch gut, die’s zum Abendessen gab. Und die Neffen setzten sich nach dem Essen sowieso vor den Fernseher. Klar, daß das merkwürdig klingen muß für sie, mit dem Dauerfernsehen der Neffen. Und daß sie andere Sorgen hat, ist mir auch klar. Auch auf diese Weise sperrt sich jeder Weg. Und eine Szene aus dem vorigen Leben kommt wir ins Blickfeld. Ich hatte ihr mal von meiner römischen Freundin und Kollegin erzählt (sie übersetzt aus dem Französischen und Katalanischen). Damals hat sie noch keinen eigenen PC und erledigte das für die Schule Notwendige an meinem. Und sie guckte dabei regelmäßig in meine E-Mails. Was dann zu spitzen Bemerkungen beim Abendessen führte. Irgendwann wurde mir das zuviel, und ich verbarg auch den Mailwechsel mit der Freundin in irgendwelchen Unterordnern: Nicht daß es Liebesmails gewesen wären, aber ein hübscher lockerer und poetischer Ton. Falsch verstehen konnte das schon, wer es denn partout wollte. Alles kann man falsch verstehen, wenn Vorab-Urteile da sind. Irgendwann dann der Vorwurf, ich würde vor ihr die Mails an die Freundin verstecken, da sie keine mehr im Hauptordner fand. Das wurde tatsächlich zu einer großen Eifersucht ausgebaut. Und die Szene, die ich meine, betrifft ein eher intellektuelles Gespräch zwischen uns beim Abendessen, wo wir irgendwann nicht mehr einig waren in unseren Ansichten. Irgendwann stand sie auf, und sagte: „Naja, ich kann halt kein Französisch.“ Einfach so.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .