B.L.’s 20.7. – Windmühlen

18.58
Das mach’ ich manchmal: Ich stelle mir einen Gesprächspartner vor und fange an zu reden, zu argumentieren, Hintergründe darzustellen und auszuschmücken. So wie gewisse Penner, die es laut vor sich hin bramarbasierend tun. Die sich mit Schimären auseinandersetzen, die ihrem Leben den Stoß gegeben haben. Und ich war wieder dabei, meinen Wein zu verteidigen, den ich mir einschenke, sobald ich anfange zu schreiben. Es ging von Jean Paul, der vormittags seinen Wein trank beim Schreiben, über alkoholische Initiationsriten im Dorf bis hin zu meinem Vater, der es bis zur Leberzirrhose brachte. Dieser aber und die nicht sehr trinkfreudigen Sitten zumindest in diesem und im südlicheren Teil Italiens überwölben dieses Trinken, das kein Betrinken ist, mit einer Aura des Asozialen. In Deutschland würde das vielleicht gar nicht mal auffallen. Ich erinnere mich auch, einmal gelesen zu haben, wie die italienische Frau von Anthony Burgess anfangs gegen dessen Whisky-Konsum protestieren wollte, dann aber von Burgess dessen verwiesen wurde, und zwar mit derselben Begründung des Schreibens. Und daß er selber für sich verantwortlich sei. Also wieder so ein Windmühlen-Thema für mich. Wobei ich nicht weiß, gegen welche Gespenster ich da ankämpfe. Ich nehme an, die Gespenster heißen: gesellschaftliche Integration und Anpassung an die Sitten, aber hätte ich damals im Dorf nicht mitgetrunken, es wäre das passiert, was dann hier passiert, hält man sich nicht an die hiesigen Sitten. Wie man’s macht, ist es verkehrt.

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