B.L.’s 26.7. – Orientierung im Nichts

19.39
Die hochgehende Hängebrücke zwischen Tag und Abend war heute eine Flasche Weißbier. Zwar liegt der Tag in Form von bedrucktem Papier noch hier auf dem Schreibtisch, aber das sind für mich nur noch Buchstaben ohne Sinn, abgesehen von einem Ortsnamen, wo ich denke, das müsse Marienbad heißen, nämlich Marianske Lazne, denn daneben steht Karlovy Vary, und da weiß ich, daß es Karlsbad heißt. Aber das ist auf diese Weise völlig sinn- und zusammenhanglos, und über Goethe habe ich nichts zu sagen. Vielleicht nur das lose Scharnier der Hebebrücke (ich schlage jetzt auch nichts nach), die für Goethe in Marienbad hochging, so daß er nach Italien fuhr, und ich jetzt hoffentlich doch noch das weite Meer der alltäglichen Nichtigkeiten erreiche. Immerhin habe ich es heute geschafft, beim Finanzamt anzurufen, wo ich ja auch noch hin muß, um den neuen Wohnsitz auch als Steuerdomizil eintragen zu lassen. Die Zeit drängt. Erfahren habe ich, daß ich das auch in der Zweigstelle in Amelia erledigen, so daß ich nicht unbedingt die 25 km nach Terni fahren muß. Immerhin. Also: morgen früh, wenn die Zigaretten zur Neige gehen, und ich sowieso raus muß, fahre ich da vorbei. Es kostet mich Überwindung, aber der Trick mit den Zigaretten könnte ja funktionieren. Der Gedanke ans Schwitzen im Auto ist auch nicht gerade einladend. Ich dümpele jetzt tatsächlich im Nichts des Alltags. Und ab und zu in meinen Rauchpausen stehe ich einfach nur am Fenster schaue, ob meine Nachbarin grad da ist oder nicht (die Tochter wohlgemerkt): dort stellt sie ihr Auto immer hin, einen Nissan Micra (neulich hob sie aus ihrem Auto die Hand zum Gruß, aber nicht zum Fenster hinauf, da kann man mich nicht sehen, sondern als ich grad zufällig auf der Straße war, als sie wegfuhr):

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