Paul Reichenbachs Montag, der 6. August. Lustlose Stille.

Wenn Sonntage wie Sand an einem unberührten Strand, ohne Spur eines Gedankens, verwehen und kein Hafer auf den Dünen mehr blüht, dann ist es am Besten, man legt sich mit sich selbst zu Bett. Und schläft der kommenden Woche, dem Getriebe, wo man vielleicht noch Sandkorn sein kann, entgegen. Die letzten Tage des Sommers beginnen. Statt sie zu genießen rieche ich schon den modernden November und höre den stummen, kommenden Winter. Vergangene Woche war ich beim HNO-Arzt, der mich eindringlich mahnte mir ein Hörgerät anpassen zu lassen. Das saß. Die Untersuchung ergab, dass mein Hörvermögen in den letzten 3 Jahren enorm nachgelassen hat. Es ist kaum vorstellbar Anna Netrebko, Elina Garanca oder Weberns Quartette nicht mehr ohne Hilfe hören zu können. Erst im spürbaren Verlust eines Sinnes wird man sich seiner Vorzüge bewusst. Eine Binsenweisheit, die sich leicht hinschreibt, aber mir schwer zu schaffen macht.
Schon vor Jahren, als eine Brille notwendig wurde, empfand ich das als schreiende Ungerechtigkeit Gottes, der Göttinnen und Götter, wider meine Person. Aber wenn alle Gottheiten gerecht handeln würden, dann wären sie keine. Und so bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mich in die taube Lage zu fügen. Bis 1500 Euro soll so ein Gerät kosten. Ich brauche es bald, denn Ende August wird von mir ein Vortrag im erlesenen Kreis über die so genannte „Bibel in gerechter Sprache“ erwartet. Da muss ich nur nur reden, sondern auch gut zuhören können! Nun bin ich kein Theologe, denke aber, dass sich am Beispiel dieser Bibelbearbeitung das ganze Elend einer Philologie widerspiegelt, die sich dem Zeitgeist allzu dienstfertig unterordnet. Das will ich an Hand der Texte nachzuweisen versuchen. Denn immer noch gilt Mephistos Spruch: „Was ihr den Geist der Zeiten heißt,
– Das ist im Grund der Herren eigner Geist, –
In dem die Zeiten sich bespiegeln.“
Feministinnen können, dürfen meinethalben auch „Herrinnen“ lesen.

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