Die Dschungel. Anderswelt.

19.52
Also auf 120 komme ich doch noch auf der Schnellstraße Orte-Terni, ich muß arg drücken, das schon, aber die LKWs sind kein Problem, selbst wenn hinten ein Audi oder BMW oder Mercedes (diese deutschen Marken, ja) angebraust kommt. Pas de problème. Ist allerdings auch schon alt das Auto. Fünfzehn Jahre? Kann sein. Es gehörte meinem Schwiegervater. Fiat Uno, rosso bordeaux. Kennzeichen AQ. Also noch eins der alten Kennzeichen mit den Abkürzungen der Provinzen, die ja heute abgeschafft sind. Nur wer will, kann sich mit seiner Herkunft schmücken, irgendwo am Rande des Nummernschilds. Und solche Nummernschildfreiheiten wie in Dänemark gibt’s gar nicht. Jedenfalls sieht man im Sommer häufig ein dänisches Auto mit dem Kennzeichen „AMELIA“ (sic!) in Amelia. Also wohl eine Liebe zum Städtchen, die der Däne nährt. Kann ja auch sein, es ist einer aus Amelia, der in Dänemark lebt. Immerhin hat aber Amelia eine griechische Partnerstadt: Stylida auf Kreta. Erst neulich entdeckte ich das Warum. Zu Byrons Zeiten reiste ein junger Mensch aus Amelia nach Griechenland, um dabei zu helfen, es von den Türken zu befreien, und fand ein frühes Ende dort in Stylida auf Kreta. Mein Wohnsitz ist jetzt übrigens offiziell in der Gemeinde Amelia, in diesem Briefumschlag ward’s mitgeteilt:

In Terni ging ich dies bei der Versicherung mitteilen. Da war dann auch der Chef der Agentur, ein Bewohner meiner vorigen Gemeinde Montecastrilli, der sich auch bei den letzten Gemeindewahlen beworben hatte, weiß aber nicht mehr, für wen. Da guckte er mich groß an: Ja, und warum? Aus, wie ich sagte, privaten Gründen. Da guckte er mich wieder groß an, und lächelte ein bißchen verlegen. Nach der erfolgten richterlichen Trennung werde ich wohl wieder vorbeischauen, denn die Lebensversicherung hat ja noch sie als Begünstigte. Hoffentlich krepier’ ich nicht vor ihrem Ablauf Ende übernächsten Jahres. Dann nämlich kauf’ ich mir ein neues Auto. Somit ist der Bogen geschlagen für heute.