Ich bin codiert – unter diesem Satz, der einer der Selbsterkenntnis ist, geht, wenn sie auch das Selbstbewußtsein ergreift, alles moralische Handeln in die Knie. Freiheit wird einem dann bewußt nicht als etwas, das wäre, sondern etwas, das wir, unabhängig von einer etwaigen Realität, einfach fühlen: Sie wird zu einem Phänomen der Wahrnehmungspsychologie und entspricht Halluzinationen, bzw. einer voreingestellten Apperzeption, nämlich nicht, wie es die Hirnforschung nennt, implizitem Wissen, sondern impliziten A n n a h m e n (Voreinstellungen) des ganglischen Apparates. Ich bin codiert heißt, ich kann mich aus den Codierungen nur dann lösen (sie umschreiben), wenn genau das als ein Teil des Programmes mit angelegt worden ist. Aber die empirische Tatsache, daß nicht verwendete Dornen an den Neuronen vom Hirn wieder abgebaut und ggbf. durch andere, nunmehr verwendete „ersetzt“ werden , sofern sie sich überhaupt gebildet hatten, und die weitere empirische Tatsache, daß wir nach etwa dem zwanzigsten Lebensjahr überhaupt keine neuen Dornen (neue synaptische Verbindungen) mehr ausbilden können, sondern sich die bis dahin entwickelten nur noch festigen, perfektionieren usw., macht den Gedanken, es sei auch nur irgend eine Freiheit, zu einer um Atem ringenden Irre.
Insofern ist j e d e s strafende, und rächende sowieso, moralische Handeln in tiefstem Grund unmoralisch: Es tut den Verbrechern – als zum Verbrechen unausweichlich codierten Wesen – nicht minder ein Unrecht an als diese ihren Opfern angetan haben. Das Unrecht wiederholt sich in den Guten. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit des tragischen Handelns. Denn es ist keine Frage, daß es solcher Verurteilungen bedarf, um wiederum andere Menschen vor dem Erleiden neueren Unrechts zu schützen; aber Strafe wird dann eine Schutzmaßnahme und kann nicht etwa als ‚moralisch gerecht‚ begründete Handlung sein; stellt sie sich als solche hin, gehört der Moralist in eben die Zelle, in die man den Verbrecher sperrt: Beide sind Kopf und Zahl derselben Münze. Vielmehr muß man sich beim Verbrecher entschuldigen und ihm sagen: „Im Interesse der Allgemeinheit können wir nicht anders, als dich zu bestrafen. Aber wir wissen, daß auch das wieder ein Unrecht ist.“
Unter die Umstände einer solchen „Strafe“ muß auch der präventive wie der vergeltende Krieg gerechnet werden. Strafe, die gerecht wäre, darf immer nur und ausschließlich Notwehr sein. Was moralisch über sie hinausgeht und aus dem guten (rechten) Gewissen stammt, ist ein Verbrechen selbst.
Die „Tragik“ selber aber stammt aus dem Selbstbewußtsein, wenn es sich bildet und sieht. O b und wie es sich bildet, hängt seinerseits von den Elementen der Codierung ab. Das heißt: Die Tragik wird durch das Selbstbewußtsein dem Sein hinzugetan; alles übrige ist notwendiger Prozeß. Tragik ist der Modus, in welchem das Selbstbewußtsein diesen und sich selbst erlebt.
Heiss, heiss, heiss…
Es bilden sich ca. ab dem 25. Lebensjahr (plus/minus) keine neuen Gehirnzellen mehr (bzw. Stammzellen morphen sich nicht mehr zu Nervenzellen); wohl aber bleibt die PLASTIZITÄT des Gehirns zeitlebens erhalten. Nicht die Anzahl der Gehirnzellen, sondern die Zahl und Art der synaptischen Verbindungen bestimmt unsere „Denkfähigkeit“ – bewusst als Gummibegriff, schliesst vielleicht „Intelligenz“, „Flexibiliät“, „Entscheidungsfähigkeit“, „Handlungsfähigkeit“ und die Gegenteile ein oder aus. Die Synapse ist ja „nur“ eine Spalte, also „leerer Raum“, und braucht daher nicht zu „wachsen“. Synapsen bilden sich andauernd neu oder verschwinden wieder, jedesmal wenn wir etwas lernen oder vergessen etc. Typisches Bsp., das wir alle aus dem Alltag kennen: büffeln wir z.B. Englisch-Vokabular und gleich darauf ohne Pause Französisch-Vokabular, dann ist himmelharschundfirn das blöde Englisch wieder weg – überspielt wie bei einer Kassette.
Wäre das anders, so könnten wir uns mit 25 die Kugel geben, es gäbe ja dann nichts mehr zu begreifen. Wer einen Schlaganfall erlitte, hätte keine Chance, geistig wieder auf den Damm zu kommen. Man muss auch nicht gerade ein Mörder sein, um die Notwendigkeit von Verhaltensänderungen einzusehen – und sehr oft gelingt es uns doch, ein altes Muster zu durchbrechen und einer immer gleichen Situation mit anderem Verhalten zu begegnen.
Was Sie aus der Annahme aber ableiten, entspricht meinem Weltbild dennoch, bis auf den Punkt, dass, wer ein Verbrechen begangen hat, nicht seiner Verantwortung enthoben ist (was er durch die „Codierung“ ja wäre). Rache, Vergeltung, selbst Strafe sind Konzepte, die mir fremd sind (genauso wie Sünde oder Schuld — ich sehe nur Fehler und Verantwortung). Als falsch erscheint mir Strafe deshalb, weil ich nicht einsehe, woher wir die Kompetenz hätten, einen anderen Menschen zu bestrafen. Ich verstehe eher die Menschheit als Ganzes als „codiert“: solange da draussen gemordet wird, bin auch ich ein Mörder, denn wenn es in einem Menschen angelegt ist zu morden, so ist es das auch in jedem anderen. Das Ziel wäre also, die kollektiven Synapsen umzuklinken.
Aus Ihrem „ich bin codiert“ lässt sich zudem noch etwas anderes ableiten: Stimmt Ihre Annahme, würde das bedeuten, dass Verbrecher tatsächlich nicht therapierbar sind. Womit man lebenslänglich ohne Bewährung für jeden Verbrecher fordern müsste, nicht zur Strafe, sondern zum Schutz der potentiellen Opfer. Und das wäre zutiefst unmoralisch.
(Nochmal editieren: ich bin grad nicht mehr sicher, ob ich wirklich richtig gelesen habe. Und über dieses Determinismus vs. Willensfreiheit sind wir uns alle nicht sicher.) –>
So will fall
He and his faithless Progeny: whose fault?
Whose but his own? ingrate, he had of me
All he could have; I made him just and right,
Sufficient to have stood, though free to fall.
[…]
So without least impulse or shadow of Fate,
Or aught by me immutably foreseen,
They trespass, Authors to themselves in all
Both what they judge and what they choose; for so
I formed them free, and free they must remain,
Till they enthrall themselves: I else must change
Their nature, and revoke the high Decree
Unchangeable, Eternal, which ordain’d
Their freedom, they themselves ordain’d their fall.
(Paradise Lost, Book III)
Strafe als Sieg der Moral… … das ist sicher eine fragwürdige Angelegenheit. Und tatsächlich bin ich ganz bei Ihnen, wenn Sie meinen, dass oft die Strafe selbst wieder ein Unrecht ist. Und da muss es sich nicht einmal um Justizirrtümer handeln.
Aber, und das ist ein grosses Aber: Man darf wohl in dieser Debatte nicht einfach auf die andere Seite „überlaufen“ und alles für determiniert halten. Vor kurzem erst war dieses Thema »» Titelgeschichte des „Spiegel“, und in dem sehr lebhaften Gespräch zwischen dem Hirnforscher Markowitsch und dem Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma leuchtete deutlich auf, was mir als eine unerträglichere Zukunft erscheint, als es die Gegenwart mit ihrer oft frevelhaften Strafenrealität ist.
Wenn wir uns dem Glauben an den Hals werfen, dass unser Handeln determiniert sei durch Hinstrukturen, die wir weder zu verantworten haben noch ändern können, dann bleibt nur die Aussicht einer anderen Apokalypse: Eltern, die ihre Kinder nicht im Gen-Labor designen lassen, laden Schuld auf sich. Kinder, bei denen im Laufe prophylaktischer Untersuchungen das Verbrecher-Gen entdeckt wird, müssen sich hinrchirurgischen Massnahmen unterziehen oder werden vorsichtshalber zum Schutz der Allgemeinheit weggesperrt, bevor sie irgendetwas getan haben, dass ihnen eine Strafe eintragen würde.
Das ist die Wiedererfindung der Erbsünde mit Mitteln der heuristischen Wissenschaft. Und es wird nur ein „Unrecht“ – das (auch rächende) Strafen des tatsächlich zum Verbrecher gewordenen Menschen – ersetzt durch ein anderes, das nach meinem Gefühl vital am Menschsein selbst rüttelt.
Nein, ich möchte diese Frage absichtlich nicht ins Religiöse bewegen. Aber durch die religiöse Einsicht ist bislang noch unsere Realität geprägt: Dass wir zu Veränderungen zum Guten, Konstruktiven, fähig sind und dass eben das Streben, selbst einer Prädisposition durch bewusstes Handeln entgegenzutreten, unsere Aufgabe als Menschen ausmacht.
Es versteht sich, dass auch meiner Bemühung, der Prädisposition zu begegnen, kaum noch Bedeutung zukommt, wenn man annimmt, dass die Materie (und sei es ein Synapsengewirr) alles vorherbestimmt. Die Religion kennt das Paradoxon seit langem und kleidet es in den herausfordernden Satz: Alles ist vorherbestimmt; und doch sind unsere Entscheidungen frei.
Das Wissen um bestimmte Prädispositionen ist wichtig, um heilen und schützen zu können, wenn es notwendig wird und Strafe nicht das adäquate Mittel ist. Wohin uns allerdings im Moment die Hirnforschung führen will, das erscheint mir grauslig. Und fatal ist, dass es sein wird wie immer: Die Entwicklung angemessener, ethisch-moralischer Antworten auf die enorm vielen Fragen, die sich hier aufwerfen, wird weit zurückhinken hinter den Erkenntnissen der Naturwissenschaftler.
Habe grad nicht Zeit für mehr, da ich entgegen meiner Prädisposition in die Küche muss (…ach, hätte ich in dieser Hinsicht keinen freien Willen und KÖNNTE gar nicht in die Küche!!), nur ein paar Stichworte, um sie nachher nicht zu vergessen:
@Turmsegler, ich unterschreibe.
– Nature vs. Nurture; Phänotyp = Genotyp + Umwelt (wobei die Genetik noch eine Ebene unter der Gehirnverkabelung darstellt, aber läuft auf dasselbe hinaus)
Der Umwelteinfluss ist eine nicht quantifizierbare, fürchterlich unberechenbare Grösse – den wir ausserdem wiederum selbst beeinflussen können bis zu einem ebensowenig quantifizierbaren Grad.
– Quantenphysik, Schrödingers Katze, Welle/Teilchen und all das. Die Synapse ist und ist nicht. Die andere Synapse auch (nicht).
..Edit während es auf dem Herd schon irgendwie merkwürdig riecht:
Mir geht immer noch „Notwendigkeit des Tragischen“ im Kopf herum. Tragisch ist doch das Unabwendbare, oder? Was oben ja auch gemeint ist. Bei einem Verbrechen hatte ich noch nie die Empfindung: „Das ist tragisch.“ Sondern vielleicht bei einem Unfall, einer Naturkatastrophe, jedenfalls immer bei Ereignissen, die uns eine Nummer zu gross sind. Ich könnte jemanden ermorden, aber keinen Vulkan zum Ausbruch bewegen. Die Abgrenzung liegt jedoch wohl auch nicht zwischen „naturgegeben“ und „menschgemacht“ (ist ja auch keine Trennlinie dazwischen), Geschichte z.B. ist durchaus tragisch, Wendungen wie Schüsse aufs Rednerpult (ein simples Verbrechen), die ganze Völker in eine neue Bahn lenken.
Definition des Tragischen?!?!
Und: Falls wir uns vom Tier unterscheiden, wäre „anders können“ ein ziemlich brauchbares Unterscheidungskriterium, oder?
(Jetzt stinkts tierisch.)
Die biologistische Sicht ist im Moment reichlich en vogue (–> Metzinger et.al.) Das bedeutet nicht, dass sie richtig und vor allem schlüssig ist.
Das, was der Hirnforscher wahrnimmt, sind chemische und physikalische Prozesse, denen er eine gewisse Korrelation zuordnet. Das, was gemeinhin „Geist“ genannt wird, bleibt allerdings auf den –> bunten Bildchen verborgen. Das ist ähnlich, als öffne man einen Fernsehapparat und sieht dann, dass dort nicht das Orchester sitzt, welches gerade gespielt hat.
Die Konsequenz aus der neurowissenschaftlichen Interpretation des menschlichen Geistes und Willens: Es gibt keine irgendwie geartete Verantwortung; sei es für das Denken als auch für das Handeln. Jede Tat eines Verbrechers wäre quasi in ihm angelegt – umgekehrt natürlich auch: Alles „gute“ Handeln ist durch spezielle Prozesse im Gehirn programmiert. Niemand kann etwas dafür. (Die Welt wäre langweilig; auch ästhetisch: der Künstler ist dann kein Künstler mehr, da er ja „prädisponiert“ ist.)
Das jemand nach einem Verbrechen nur zum Präventionsschutz verhaftet bleibt, war ja neulich schon in der –> SZ zu lesen. Dort wird allen Ernstes behauptet, Mördergehirne sähen anders aus als „normale“ Gehirne. Eine kühne These, die natürlich bereits vor einer Tat den präventiven Staat in Aktion sehen könnte. Ähnliches dann zu anderen Arten von „Verbrechergehirnen“. Die Folge wäre, dass jemand allein aufgrund seiner Physiognomie wenn nicht schon gleich arrestiert, so doch mindestens „beobachtet“ wird. Die Parallelen sind greifbar.
Nicht berücksichtigt bei diesen Überlegungen ist der von –> Jan Philipp Reemtsma geäusserte Gedanke, dass die strafrechtliche und prozessuale Sanktionierung eines Verbrechens eine Art Resozialisierung des Opfers und eine Solidarität des Sozialverbandes (der Entität) mit dem Opfer darstellt. Der blosse Rekurs ‚Er konnte nicht anders‘ erscheint da wenig tröstlich (abgesehen davon, dass es Unsinn ist).
An den Unbekannten, der das: „Das ist ähnlich, als öffne man einen Fernsehapparat und sieht dann, dass dort nicht das Orchester sitzt, welches gerade gespielt hat.“ sich ausdachte: e vero!
Doch das tut es, das Orchester, SuZe MuZe, ich schreib dich SuseMuse wenn Du so etwas noch einmal schreibst
Die Beweisführung des Verteidigers eines Schädigers nutzt doch gerade heute immer mehr die Determinierung einer schlechten Kindheit, die mit psychologischen Gutachten zu Tage befördert wird. Diese psychologischen Gutachten sind ein Instrument dafür, dass Strafmaß des Schädigers zu verringern. Gesetze ermöglichen es, einen Schädiger zu bestrafen, ihn wegzusperren.
Aber was nützen diese psychologischen Gutachten, die diese Determinierungen beweisen?. Dem Schädiger nicht, und den künftig zu erwartenden Opfern auch nicht. Der Schädiger bekommt mildernde Umstände, wird resozialisiert, nach einer gewissen Anzahl an Jahren gibt es ein erneutes psychologisches Gutachten, welches den Schädiger für geheilt erklärt. Dieser wird entlassen und eine Woche später hat unter Umständen wieder ein Mensch sein Leben verloren.
In meinem Fall hatte der Schädiger eine ausgesprochen heile Kindheit, kam aus bester Familie, hatte Abitur und war ein Studierter. Hoch intelligent… hatte er trotzdem (Beweisführung des psychologischen Gutachtens) schon ganz früh den Drang, andere Menschen und auch Tiere zu quälen, er erfreute sich geradezu daran. Man sprach in der Verhandlung von einer antisozialen Persönlichkeit, aber eine Begründung fand man eben in diesem Fall dafür nicht. Menschen mit einer antisozialen Persönlichkeit machen maximal 5 % der normalen Bevölkerung aus, begehen aber 70 % der schwersten Verbrechen. Aufgrund des Gutachtens bekam er 5 Jahre, weil es eine Ersttat war. Während der Strafe begab er sich in Therapie, und wurde als geheilt entlassen – ein halbes Jahr nach seiner Entlassung brachte er den ersten Menschen um – er bekam 15 Jahre, keine Sicherheitsverwahrung und wurde auf Grund der 2/3 Regelung früher wieder entlassen, auch dieses Mal als geheilt geltend. Jetzt wird er wieder verurteilt wegen einer erneuten Straftat, wieder hat es ein Mensch nicht überlebt. Ich hoffe sehr, dass sie ihn jetzt ganz wegsperren.
Ich empfinde es als moralisch, einen solchen Menschen zu bestrafen und wegzusperren, eben wenn die anderen Menschen vor diesem geschützt werden müssen. Und welchen Weg sollte unsere Gesellschaft sonst wählen, als den, diesen Menschen über der als Gesetz defnierten allgemeingültigen Moral zu bestrafen.
Es gäbe allerdings auch noch einen anderen Weg. Man kann sich dafür entscheiden, einen solchen Menschen, der auf Grund seiner Codierung gezwungen ist, so zu handeln, für geistig krank zu erklären. Es werden meistens Menschen für geistig krank erklärt, die noch nicht einmal eine Straftat begingen…es ist einfach nur ihr als von uns als krankhaft empfundenes und letztendlich als Krankheit ausdiagnostiziertes Verhalten… was ist dann mit einer solchen Codierung… wieso gilt das nicht als eine geistige Krankheit?, zumindest dann, wenn sie sich so auswirkt. Man spräche kein moralisch über Gesetze definiertes Recht aus, sondern sperrte diesen Menschen eben auf Grund seiner ausdiagnostizierten Krankheit einfach weg und schützte somit auch die Menschheit.
Ein zum Verbrechen unausweichlich codiertes Wesen ist definitiv krank – denn es ist nicht dazu in der Lage, anders handeln zu können. Im Grunde sind wir alle „Codierte“, aber den „gesunden Codierten“ ist die gegebene Fähigkeit des „Handelns“ und somit auch die gegebene Fähigkeit des „Nichthandelns“ bewusst… was hier nicht als „Freiheit des Handelns“ verstanden werden soll. Ein Codierter, der nicht anders handeln kann, ist krank.
Ich frage mich allerdings, wo und wann beginnt die Disposition zur Codierung und was löst diese letztendlich aus. Es gibt Menschen mit den gleichen Determinierungsmustern, auf Grund gleicher in der Kindheit erlittenen Erfahrungen… sie entwickeln sich aber nicht gleicher Weise. Aus dem einen wird ein Verbrecher, aus dem anderen Menschen nicht… deshalb gilt für mich die reine Codierung nicht als alleiniges Kriterium, da muss es noch ein anderes „Auslösendes“ geben…
Codierungen Was ich hier so alles lese, über Codierungen und Codierte, würde das Herz eines jeden Scientologen höher schlagen lassen. Wäre dem so, wie ich es hier lese, das ein soundso codierter Mensch nicht anders könne, als seine Codierung es ihm vorgibt, hätte es weder einen Charlie Chaplin, noch einen Albert Einstein geben können. Deren Codierung war: Einstein war schlecht in Mathe und Chaplin aufgewachsen im Armenhaus. Beide Prägungen hätten deutlich ausreichen müssen, um einen Weg, den beide w i l l e n t l i c h gegangen sind, ungangbar zu machen. Wolf Singer erscheint mir doch sehr als jener typische Wissenschaftler, der zum Nutzen der eigenen Fakultät und der Förderung eigener Projekte, noch mal richtig auf den Tisch haut. Solche Gestalten sind mir in meiner beruflichen Praxis einige begegnet. Nun ist Wolf Singer durch die Ansammlung von Preisen, die man ihm stiftete, ja recht renommiert, was aber der Zweifelhaftigkeit seiner Thesen nichts nimmt. Eine interessante Gegenrede läßt sich hier finden:
http://www.sprache-werner.info/Off_Brief_Singer.1967.html
Übrigens habe ich die beiden bei Suhrkamp erschienenen Diskussionsbändchen von Wolf Singer gelesen. Einiges davon ist sicher richtig darin bemerkt und nicht unbedingt sehr neu. Doch insgesamt hat Singers Theorie so viele Löcher wie ein Schweizer Käse.