17.30
Wenn nichts passiert, muß man etwas passieren bzw. nicht passieren lassen. Passiert ist, daß ich beschloß, ohne Alkoholvorrat das Wochenende zu verbringen. Also nicht passiert ist, daß ich welchen kaufte. Gestern ging’s leidlich. Hinzu kommt ja unvermeidlich das gute Gefühl, etwas Gutes zu tun. Für den Rest wird wahrscheinlich der Restalkohol vom Vorabend gesorgt haben.
Am Abend dann die Verfilmung des „Titus Andronicus“ mit Anthony Hopkins. Zwar störten mich die „modernen“ Einlagen, weil dadurch ein politisches Motiv eingeführt wird, daß im Stück nur indirekt über das Motiv der Rache da ist. Der blinden Rache. Genährt noch durch die Zwänge, in die sich ein der Obrigkeit und Sitten ergebener Titus naiv selbst hineinmanövriert, woraus sich dann eine tödliche Spirale ergibt. Bis auf den Bruder des Titus und den einen Sohn des Titus überlebt niemand der Hauptpersonen. Elf sind’s, glaub’ ich, die einen gewaltsamen Tod sterben. In Stücke wird da gehauen. Das Rezept aber funktioniert: Selten eine DVD, dafür dann aber intensiv. Keinen Konsum aufkommen lassen. – Für den zweiten Tag „ohne“ muß ich mir schon ein wenig Stolz bei mir borgen. Und so in die Wanne tauchen, und den Kopf oben behalten. Das Geld für den Wein gab ich gestern für Badeöl aus. Und sich so dem stellen, was ist. Ohne all die „ich versuche es mal“. Denn der Stachel löckt: Und samstags eine schöne Flasche teuren Wein, aber nur am Samstag… Aber die ganze Vorgeschichte dieser meiner – ja doch – Schwierigkeit lasse ich beiseite. Eine solche Geschichte zu erzählen, ist immer peinlich. Und wäre auch abträglich.