Arbeitsjournal. Freitag, der 26. Oktober 2007.

5.13 Uhr:
[Am Terrarium.]
Bis Viertel nach zwölf mit dem Profi in der furchtbar überfüllten Bar gewesen. „Eigentlich müssen wir hier nicht rauchen“, sagte er, „es langt doch, zu atmen.“ Ab ein Uhr dann etwa Babydienst; heute das Mädchen. Ging aber. Sie liegt vor mir auf der Matratze und atmet, der verstopften Nase wegen, schwer, aber schläft. Von Zeit zu Zeit geh ich wieder hin, nachdem ich, um zu arbeiten, aufstand, lege eine Hand auf ihren kleinen Leib, und sie entspannt sich. Es scheint mein Getippe auch sie gar nicht zu stören.
Ich darf den Fritz-Artikel erweitern, schrieb >>>> VOLLTEXT, dem Profi zeigte ich gestern den zweiten Band von DESSEN SPRACHE DU NICHT VERSTEHST; er las sich sofort fest. Das Verhältnis von NATURGEMÄSS I und II zu DESSEN SPRACHE DU NICHT VERSTEHST, sagte ich, entspreche dem Verhältnis von FINNEGAN’S WAKE zum ULYSSES. Das werd ich so wohl auch schreiben. Je mehr ich die Fritz wiederlese, desto größer kommt mir diese Dichterin vor; es ist nötig das zu vermitteln, endlich zu vermitteln.

Die AEOLIA scheint wirklich jetzt fertig zu sein; LH habe, schrieb er mir, nichts mehr gefunden. Nun warte ich auf den >>>> Turmsegler.

8.48 Uhr:
[Arbeitswohnung. Killmayer, Heine-Portraits, Prégardien.]
Das ist wirklich eine wunderschöne, ergreifende Lieder-Musik. Was ich so aller wiederfinde, wenn ich mich mal durch die Sammlung höre, in diesem Fall einen Frankfurter Mitschnitt aus den Achtzigern. Mutig auch, w e l c h e Gedichte Killmayer hier vertont hat, etwa die Loreley, die man ja gar nicht mehr hören mag sonst, weil sie so abgeleiert zu sein scheint. Hier ist sie wie frisch und doch wie ein Nebel, der auf dem Wasser liegt. Hören Sie sich das unbedingt an, ich seh gerade, daß es davon >>>> eine CD-Aufnahme gibt. Aber >>>>dieses auch.

Latte macchiato.

Ich werd jetzt die Fünfzehnte Scelsi-Variation zuendebringen, danach wieder an >>>> MF gehen. Die >>>> Antwort an den Turmsegler erhält d a n n ein gutes Fleisch, wenn man aus seiner Lektüre erfährt, daß alles dennoch Sinn gibt, daß der Sinn sich bereits dann leuchtend einstellt, wenn man um eine einzige Leserin, um einen einzigen Leser weiß, die/der versteht und weitertragen wird.

11.44 Uhr:
Langes Lektorats-Telefonat mit dem >>>> Turmsegler; jetzt geht’s doch noch mal an ein paar Feinheiten der AEOLIA; nicht viel, aber vielleicht entscheidend. Und um 12.30 Uhr bin ich mit Eisenhauer essen.

18.11 Uhr:
[Killmayer, 3. Sinfonie.]
Mußte nach dem Treffen mit Eisenhauer, dessen >>>> neues, ziemliches Büchlein gerade erschienen ist, meine Arbeit abbrechen, weil mich ein heftiger Baby-Alarm heimrief. So war ich denn erst um Viertel vor 17 Uhr wieder hier am Schreibtisch und hab seitdem massive Probleme, wieder in den Fritz-Text zu finden. Immerhin kam als Sendung aus England Uwe Schüttes Essay über die Fritz in einem Sonderdruck der Österreichischen Akademie der Wissenschaften an; jetzt weiß ich nicht recht, ob ich den Text lesen soll, noch während ich meinen eigenen über die Fritz schreibe, oder ob besser nachher. Ich werd hier eh gleich schließen für heute, will nur noch den Killmayer zuende hören.
Außerdem muß ich gehörig etwas revidieren: Das Stromboli-Buch der Galerie Jesse, in der 330er Auflage, die neben Gratz‘ Bildern meine AEOLIA enthält, soll nicht 330, sondern nur 50 Euro kosten. Was ziemlich billig ist; das hab ich Jesse auch so gesagt; aber immerhin wurde so etwas, das Anlaß zu einem Streit gab, zu einem reinen Mißverständnis und ließ sich nun mit zwei Lachern aus der Welt schaffen.

Ich ruf mal Zuhause an und frag, ob ich uns eine Pizza spendieren soll. Mein Junge kam mit einer eins in Mathe heim.

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