5.19 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Pünktlich hoch, mein Erledigungen drüben erledigt und durch ein warmes Nieseln hierhergeradelt; der Ofen ist längst wieder aus, gegen dieses maue Wetter, das sich nicht entscheiden kann, muß ich nicht anheizen; da genügen Pullover und Schals aufs bequemste. Den Artikel hatte ich gestern noch an die Lektorsfreunde rausgesandt, zur Durchsicht; gleich übertrag ich die Einwände und geh auch selbst noch mal drüber, da ich des Nachts, die babyhalber unruhig war, zweidrei Bedenken bekam und ein wenig modifizieren will. Um Punkt neun dann soll das Dingerl im elektronischen Briefkasten des Redakteurs liegen; das „Punkt neun“ paßt zum Sujet, über das ich Ihnen ja noch nichts verpetzen wollte und will (auch wenn’s mich juckt, ein paar Formulierung schon mal vorab in Der Dschungel zu verbraten… nein, ich halt an mich).
Drüben eben hab ich noch >>>> das gelesen und laut auflachen müssen. Ich geh aber noch nicht dabei, weil ich die >>>> Werkstatttexte der Reihe ihres Eingangs nach bespreche oder mich darum doch bemühe. Nur >>>> dieses hängt, weil ich noch keinen Zugang dazu gefunden habe und auch noch nicht weiß, wie ich das formulieren soll, keinen Zugang gefunden zu haben; so etwas, meine ich, muß ganz ebenso begründet werden.
Ist jedenfalls das durch, dann wirklich: die zweite Heidelberger Vorlesung anfangen. Und abends >>>> Oper für die Sonntagszeitung. Da muß ich gleich nachts noch schreiben, damit die Kritik rechtzeitig für den Redaktionsschluß bei der Zeitung liegt; am liebsten wäre mir’s ebenfalls um neun, nur halt tags drauf. Nachts schreiben, morgens bei der Früharbeit durchsehen, und weg.
Musik wird jetzt erst wieder nach der Durchsicht des Artikels gehört; ich habe die Idee, daß die Sonntagszeitung eine Rubrik einrichtet, in der Musik-Aufnahmen besprochen werden, mal eine alte, mal eine Neuproduktion, mal „Klassik“, mal Jazz, mal Pop meinthalben (kann ja wer anderes tun), mal Neue Musik – und sprach auch schon mit Seidl drüber; der hatte aber den Kopf mit der jetzigen Ausgabe voll und verschob auf nächste Woche. Wenn ich ihn nicht überzeugen kann, richte ich solch eine Rubrik in Der Dschungel ein und mach das auch bei den Plattenfirmen bekannt. Dann bräuchte ich allerdings noch zwei oder drei Fiktionäre, die mitmachten, einen vor allem, der den Pop übernähme; zwar bin ich ausgewiesener Pop-Gegner, aber das muß nun nicht heißen, daß alle anderen Fiktionäre das auch sind; vor allem gehört es zu meiner Auffassung von Dschungelhaftem, daß auch, was ich n i c h t mag, hier vorkommt und gemocht wird.
23.37 Uhr:
[Am Terrarium.]
Aus >>>> der Oper zurück und noch völlig erschüttert von einer solchen seichten Musik; es war eine diarrhötische Orgie süßlicher Einfallslosigkeit. Ich muß mich erst mal erholen davon, bevor ich drüber schreibe. Also tu ich das morgen früh.
Gute Nacht.