Abgewiesen.

Ich bin derart sauer gewesen, dass ich gestern keine Worte hatte, hier etwas zu schreiben. Ich habe mir aber nichts anmerken lassen und wollte mir nichts anmerken lassen, sondern von der Begegnung und meiner Verletzung erst schreiben, wenn ich meine Fassung wieder hergestellt habe. Denn ich bin verletzt, er hat mich tief verletzt, obwohl er mich ja gerade nicht so gedemütigt hat, wie er das angekündigt hat und ich frage mich jetzt, was das da in mir ist, dass eine solche Demütigung offenbar will. So ein entblößtes Bereitstehen. Ich kann nur sagen, jetzt kann ich nur sagen: Ja, ich will das. Ich will diesem Mann gegenüber ein Objekt sein, an dem er sich bedient. Die Vorstellung macht mich ständig nass, dass ich das alles aufgeben könnte, dass ich mich selbst bestimme, dass ich über meinen Körper selbst bestimme. Ich habe das Gefühl, dass ich wirklich mit blossen Brüsten dagestanden habe und nichts gesehen habe und er hat meine Brüste abgetastet, hat an den Warzen gezogen und in die Spitzen gekniffen und hat sie geschlagen. Das er das alles nicht getan hat, nehme ich ihm übel, ich weiss das seit gestern abend genau, ich fühle das ganz klar, aber es ist gerade darum, als wenn er es eben doch getan hat und sogar besonders heftig. Ich bin schwer sauer auf ihn aber habe meine Brüste noch nie so ständig gefühlt, doch, als ich gestillt habe, wenn sie voll waren dass es wehgetan hat. Es ist, als wenn sie dauernd pumpen jetzt, als wenn sie geschwollen sein würden. Wenn ich keinen BH anhabe, ist das nicht zum aushalten, da müssen die Spitzen nur am Stoff reiben. Trotzdem bin ich sauer auf D, vielleicht weil er sich psychisch immer entzieht, mich nicht an sich ranlässt.
Ich bin vorgestern wirklich in die M-straße gefahren und habe mich an der Loge gemeldet, wobei ich gar nicht gewusst habe wie und mit welchem Namen ich nach dem Schlüssel fragen sollte. Ich war nervös und aufgeregt, aber ich weiss, dass ich mich so zusammennehmen kann, dass mich alle immer für kalt halten. Ich wollte kalt aussehen. Ich hatte das graue Kostüm an, das hilft immer, und die Brille. Aber was sollte ich dem Portier sagen? Wie sollte ich mich selbst nennen? Ich wollte auf keinen Fall ins Stottern kommen, sondern so selbstbewusst auftreten wie ich das im Büro kann. Ein HiWi hat mich mal Schneekönigin vor ein paar Jahren genannt, und als ich gefragt habe, hat er gesagt, weil man ins Frieren kommt, wenn man dir zu nah kommt. Ich wollte dass der Portier friert, wenn ich frage, aber ich bekam das Bild von diesem Kleid nicht aus meinem Kopf, das oben in dem Zimmer auf dem Bett liegt. So habe ich mir das vorgestellt ein schwarzes Satinkleid oder vielleicht mit Spitzenrüschen an einem hohen Kragen, das die Brüste frei lässt. Ich habe dauernd gesehen, wie ich das anziehe und wusste nicht, ob ich meine Spitzenteilchen anbehalten soll oder nicht und ob er an mir Strümpfe sehen will. Vor allem habe ich immer die Maske gesehen. Alles andere ging dann wirklich kalt automatisch, auch dass ich mich nur für den Vornamen entschieden habe. Ich bin Laura, habe ich gesagt. Für mich liegt ein Schlüssel bereit. Jetzt habe ich gedacht, dass der Portier mich mustern würde, aber er ist ganz höflich geblieben und hatte gar kein Interesse. Er solle mir sagen, das sich etwas geändert hat, ich möchte bitte nach nebenan in den Salon gehen, Herr B erwarte mich dort. Der Portier sagte nicht Herr D und auch nicht Laclos, was ich erwartet haben würde, sondern nannte den ganz anderen Namen. Ich dachte, D ist hier also unter diesem anderen Namen bekannt, dass er D ist, weiss hier keiner.
Er stand sofort auf, als ich eintrat. Er winkte mir zu und war freundlich, wie ich das bei ihm noch nie erlebt habe. Sei nicht böse auf mich, sagte er, aber ich wollte nur sehen, ob du schon bereit bist. Ich war so starr und jetzt wirklich so kalt, dass ich nicht reagieren konnte. Ich wollte einfach nur weg, mich umdrehen und diesen Mann stehenlassen mit seiner Arroganz, aber ich konnte mich nicht bewegen vor Wut und Enttäuschung war das auch. Ich glaube ich habe gezittert, so demütigend war das, es wäre nicht halb so demütigend gewesen, oben in dem Zimmer mit freien Titten wie eine Nutte dazustehen. Ich möchte dich zum Essen einladen, sagte er, bekommst du das mit deiner Familie hin? Gegenüber ist ein großartiger Libanese, kennst du das Restaurant? Du mußt dich jetzt stärken, du bist blass, ich muss ein bisschen für deine Durchblutung sorgen. Dazu hat er so sympathisch gelacht, aber konnte jetzt tun, was er wollte, mir ist immer elender geworden. Ich stand einfach nur da und habe wahrscheinlich gezittert. Er sah mir das bestimmt an, aber ich konnte in der Situation überhaupt nicht klar denken. Wollen wir gleich gehen oder möchtest du erst noch etwas trinken? Setz dich erstmal hin, du bist wirklich schrecklich blass, willst du einen Cognac, und ich verstehe gar nicht warum.. Aber dann sagte er: Entschuldige, ich wusste wirklich nicht, dass es für dich so dringend ist.
Das war dann zuviel, da habe ich begriffen, dass ich ihm durch sein Psychospiel einfach einen Strich machen muss. Da war ich mit einem Mal wirklich kalt. Es ist zu spät, habe ich gesagt, suchen Sie sich bitte eine andere, die dumm genug ist. Ich habe mich umgedreht und bin gegangen. Mir war nur noch übel.

Das hat nicht aufgehört, aber seitdem ist wieder Ruhe, er meldet sich nicht. Aber als ich gegangen bin, habe ich ihn lachen gehört, aber nur dunkel. Wahrscheinlich bilde ich mir das ein, aber ich höre dieses Lachen jetzt immer noch dauernd weiter. Meine Brüste tun weh, und ich sehe mich dauernd in diesem Zimmer in diesem Kleid. Es ist fast unmöglich, mich auf irgend etwas anderes zu konzentrieren. Ich will D nicht wiedersehen, ich will das alles zuende ist. Aber ich schreibe das hier, damit er es liest. Ich will dass er sich meine Brüste nimmt wie Titten, dass er mich ordinär macht. Es ist entsetzlich wie nass ich von der Vorstellung werde, und dass ich so denke und mich so abgewiesen fühle. Wenn ich darüber nachdenke, wird mir nur noch immer schlechter.