Du warst die Blume Makellos
und ich war wild und wach.
Als deine Iris überfloß,
da gabst du gebend nach.
(Wolfgang Borchert)
Bei mir müsste es eigentlich heißen, bedenke ich den Fortgang der Ereignisse von August an, …Als deine Iris überfloß, da gab ich bebend nach . Es ist der beträchtliche Altersunterschied, der einige Wochen den Joseph in mir wachrief. Nun ist Rita nicht Potiphars und auch sonst niemandes Weib. Ergo fand ich es ganz angenehm als mir mit zarter List das Lendentuch genommen ward. Die Folgen sind bekannt. Mit ihnen ist umzugehen. Wie? – Das weiß ich noch nicht. Feststeht, dass ich im Frühsommer mit der Fähre von Kiel aus nach Klaipeda übersetzen werde. Ich wollte schon immer einmal an die >>>Kurische Nehrung, nicht nur wegen Thomas Mann, der seinen Sommersitz in >>>Nidden hatte, sondern vor allem wegen Casimir Ulrich von Boehlendorff, ein >>>Freund Hölderlins, der sich im Baltischen zu Tode brachte. >>>>Boehlendorffs Gesamtwerk, das bei Stroemfeld in Frankfurt noch immer für sage und schreibe nur 59.- Euro zu haben ist, steht bei mir im Regal. Schon als junger Mann, angeregt durch Bobrowskis Erzählung „Boehlendorff und Mäusefest“, beschäftigte mich das Schicksal dieses Dichters, dessen Geist zwischen Baltikum und Schweizer Bergen ein Leben lang hin und her switchte. Ebenso empfindsam wie sein Freund Hölderlin zerbrach Boehlendorff an einer Zeit, in der sich die ursprüngliche Akkumulation des Kapitals gerade jene Leisten für ihre Stiebel zimmerte, mit denen sie dann in 7-Meilen–Schritten, Blut-, Schweiß- und Tränenspuren hinterlassend, durch die folgenden Jahrzehnte rennen wird. Die Ergebnisse dieses Runs geniessen wir heute. Und es ist Heuchelei ohnegleichen die entfesselte Entwicklung der Produktivkräfte im 19. Jahrhundert zu denunzieren ohne an ihre segensreichen Früchte für das 20. und 21. Jahrhundert zu denken. Von den Katastrophen des XX. Jahrhunderts, nicht umsonst fiel mir Wolfgang Borchert ein, muss natürlich auch gesprochen werden. Aber dies ist ein anderes Thema.