25.12.07 16:22 – Di – 19,3°C – winterlich grau mit Frost

Erdenschwere. So ließe sich das beschreiben, so zurück in der Heimat. Was sehr wörtlich zu nehmen ist. Einmal der niedrige Himmel, der einen auf das flache Land hinabdrückt, das braun und feucht und schwer da liegt. Zum andern die sich Fleischtöpfe verwandelnde Besinnlichkeit des Beisammenseins am Tisch. Schon lange saßen wir drei Geschwister nicht mehr zusammen. Also war der Essenaufwand entsprechend organisiert worden. Dessen Folgen ich nunmehr zu spüren bekomme. Eh’ es mir wieder einigermaßen geht, müssen wohl ein paar Stunden vorüber sein. Ganz anders die Zeit zwischen dem Verlassen meiner Wohnung und der Ankunft in Wolfsburg. Der Nachmittag und Abend mit T. Der Spaziergang am Tiber. Die Verabredung zum Theater (was sich dann eher als ein Provisorium in einem halb hinter Bauzäunen versteckten Lokal herausstellte, die Freundinnen kannten den Protagonisten der halbstündigen Vorstellung: eben deshalb). Und dann noch bis spät in der Küche gesessen. Wir mußten uns zwingen aufzuhören, weil es spät wurde. Es kann allerdings kein Zufall sein, dass sie eine Assoziation zum Stichwort „Schachspiel“ hatte (hier über die mir nur vom Titel her bekannte „Variante von Lüneburg“), was genau in die Richtung führte (meines Erachtens), die Strindberg in Skakespeares „Sturm“ sah. Er, Prospero, verlangt von Ferdinand das Versprechen, die Ehe nicht vor der Ehe zu vollziehen:

So empfange dann, als mein Geschenk und als dein wohlverdientes Eigenthum, empfange meine Tochter. Aber wofern du ihren jungfräulichen Gürtel auflösest, eh euer Bündniß durch alle geheiligten Feyerlichkeiten, nach vollständigem Gebrauch bekräftiget werden kan: So möge der Himmel alle die segensvollen Einflüsse zurükhalten, die sonst euere Vereinigung bekrönen würden; und statt derselben soll unfruchtbarer Haß, sauersehender Widerwille und Zwietracht euer Bette mit so wildem Unkraut bestreuen, daß ihr es beyde hassen sollet. Nimm dich also in Acht, so lieb es dir ist, daß Hymens Fakel dir leuchte. (IV,1)

Ein Verprechen, das Ferdinand hält, denn:

(Die Thüre der Celle öffnet sich, und entdekt Ferdinand und Miranda, die mit einander Schach spielen.)
Miranda.
Mein liebster Herr, ihr spielt mir einen Streich.
Ferdinand.
Nein, meine Allerliebste, das wollt ich für die ganze Welt nicht thun.
(V,4)

Und da ich mit dieser meiner Gegenassoziation vielleicht einen verborgenen Sinn getroffen hatte, der ihr nur halb bewußt war, aber doch einen gewissen Zusammenhang mit gewissen Gesprächinhalten hatte, wünschten wir uns eine herzliche gute Nacht, und ein jeder ging in sein Bett. Nach nicht allzu langem Schlaf dann ein kurzes Frühstück mit ihr und ab zum Bahnhof Ostiense. Und als dann gestern um 10 nach 10 das Flugzeug abhob, machte ich eine abhackende Geste mit dem Arm: Das Jahr dort mit allem seinem Drum und Dran war für mich in dem Moment zu Ende. Überm Himmel von Berlin bemerkte ein Mädchen gegenüber ihren Freundinnen: „Das sieht aus wie eine einzige Schlagsahne.“ Und meinte die ununterbrochene Wolkendecke, unter der alles verborgen war.

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