6.15 Uhr:
[Arbeitswohnung. Berlioz, Les Troyens, MET vom 1. 1. 1994.]
Morgencigarillo & latte macchiato. Einwandfreier >>>> moobicent-UMTS-Empfang (falls jemand von >>>> dort mitliest: neben den voreinzustellenden APN und den beiden Web-Servern scheint ein weiterer „Trick“ darin zu bestehen, unter „Bevorzugtes Netz“ Nur UMTS zu markieren; dann fährt die Huawei-Box GPRS nämlich gar nicht erst an; und das blaue, immer so ersehnte Lichtchen leuchtet s o f o r t).
Bin um fünf Uhr hoch. Die Zwillinge, die ich heute beide bei mir schlafen ließ, zur Mama, die sich einmal ausschlafen sollte, hinübergebracht; die Babies schliefen tatsächlich einfach weiter. Meine Sachen zusammengesucht, dann stand ich im Hof, perpelex, denn das Fahrrad war nicht da. Ich brauchte eine Sekunde, um zu realisieren, daß ich es gestern im Mauerpark angeschlossen hatte, als ich mit den beiden Ersatzakkus für das neue Fernsteuerflugzeug meines Jungen aus der Arbeitswohnung der Familie nachgeradelt war; dann waren wir alle weiterspaziert, und ich habe das Fahrrad dabei ganz vergessen. Also war ein kleiner Spaziergang fällig durch die kalte Spätnacht unter eingedelltem hellstem Vollmond. Das Rad stand noch da, der Park lag schwarz und schweigend, nur von Ferne klang die Sirene eines Krankenwagens.
Jedenfalls verging so etwas eigentlich für die Arbeit reservierte Zeit. Ich nahm’s gelassen und sitz jetzt hier im ungeheizten Arbeitsbereich, drei Pullover übereinander, und nehm’s auf. Mit Kraft ist nun an die Dritte Heidelberger Vorlesung zu gehen; ich möchte heute morgen die wichtigsten Stichpunkte überlegen und skizzieren; diese letzte Vorlesung, die ja schon Kybernetischer Realismus h e i ß t, wird und muß die programmatischste aller drei werden, ästhetisch dabei auf die beiden vorherigen gestützt, die ja den Rahmen abgesteckt haben, innerhalb dessen sich meine Roman-Konzeption bewegt. Und ich muß ein bißchen >>>> Werkstatt aufholen, da hat sich einiges Unbearbeitetes angesammelt. Dennoch laß ich heute erst die halbe Kraft los; ab zehn will ich wieder heim und dann den Zweiten Weihnachtstag als familiären Festtag weiterleben. Richtig in die Vollen wird es erst wieder ab morgen gehen.
Gedicht zum Tage zum Erfrieren schön
dies Wetter ist zum Erfrieren schön
ein Toben Zischen Pfeifen unterm Dach
jetzt sind die Lampen ausgefallen also
die Kerzen her wo ist das Feuerzeug
muß meinen Tee alleine trinken diese Nacht
bei solchem Sturm kommt keiner mehr
wo sind die Stiefel wo die Taschenlampe
ich will noch aus dem Hause gehen bei diesem
Wetter zum Erfrieren schön
– Helga M. Novak