5.24 Uhr:
[Arbeitswohnung. Stockhausen, In Freundschaft.]
Die erste Zigarette, der latte macchiato; es brennen auch schon die nächsten CDs der gestern auf den Musikcomputer überspielten DAT-Aufnahmen. Um zehn nach halb fünf bin ich heute früh hoch, diesmal lag das Zwillingsmädchen bei mir und ist nur einmal unruhig gewesen nachts, mit etwas Geknatsche, das war sehr schnell nicht in den Griff zu kriegen, sondern in den Arm zu nehmen. Vorm Zusammenpacken (nicht des Babies, das war schon bei der Mama, sondern meiner Arbeitssachen) schnell noch die Anmerkungen einer Freundin überflogen, der ich den Link auf die Aeolia-pdf geschickt hatte, damit bitte vielleicht auch mal sie die Fahnen durchsehe. Sie ist strenger als ich, was die Gestaltung anbelangt; am Text selber ist ja eigentlich auch nichts mehr zu tun; ich denke, ich werde einiges aus ihren Anmerkungen übernehmen. Die Liebste wiederum, die auch einen Blick in die Fahnen geworfen hatte, wandte still ein: „Ich dachte, die Bilder sollten je auf einer Seite, die Gedichte je auf der anderen sein…“ Ich hatte diesen Gedanken auch, aber das würde die Seitenzahl des Buches enorm erhöhen, und ich bin mir nicht sicher, ob die Galerie nicht den Kostenaufwand scheut. Jedenfalls bekommen die Bilder, s o angeordnet, zum Text ein illustratives Moment, das eigentlich vermieden werden sollte. Auf jeden Fall werde ich telefonieren müssen.
Bevor ich an meinen eigenen Korrekturen jetzt weitermache, gehe ich erst einmal wieder an die Vorlesung. Ein, glaube ich, wichtiger Gedanke kam mir noch, der den matrisch-biologischen Grundgedanken meiner Poetik mit dem technischen vermitteln könnte, auf den ich mich in der letzten Vorlesung gestützt habe. Hier liegt nämlich eigentlich ein Widerspruch: nämlich der prinzipiellen Zweiwertigkeit technischer Systeme zu der Mehrwertigkeit biologischer Matrices. Er könnte sich über den Gedanken der unüberschaubaren Quantität auflösen oder eine solche Auflösung zumindest als möglich erscheinen lassen.
Guten Morgen.