Die Waschmaschine ist nicht gekommen, dafür ist endlich Paul wieder aufgetaucht aus seiner Krankheitsgruft. Da warte ich gern noch einen Tag auf die Waschmaschine. Wenn dies als ein Ausgleichendes gelten kann. Heute spielte ich Jahreszahlen-Rekonstruieren für datenlose Briefe oder sonstige Zettel. Einige landeten für spätere Klärung im Schuber, in denen sich die letzte Woche eingetroffenen vier Gramsci-Bände bis heute befanden. Die heute morgen rasch erledigte Arbeit erlaubte mir am Nachmittag sogar eine Schaukelstuhl-Sitzung mit Hölderlin (im Wohnzimmer! vorm Kamin! (den ich in diesem Winter kein einziges Mal befeuert wurde) – gestern war’s das schwarze Sitzmöbel hier im Arbeitszimmer). Diese Beschäftigung mit den alten Papieren (und alten Mails ja auch) erzeugt zuweilen ein fremdes Ich, dem ich quasi schon zuschaue bei seinen Versuchen, sich zu artikulieren. [Anruf in diesem Moment (19:35): in einer halben Stunde wird die Waschmaschine gebracht: ich schüttele mit dem Kopf vor mich hin, aber nur in Gedanken (na, wenigstens nicht um 21:00).] Und – den Satz davor wieder aufzunehmen – das sich dennoch als eine Art Ur- und Dauerschlamm unter mir ausbreitet:
Auf dem Meeresgrund angelangt, erschrak der freiwillig Ertrinkende: seine Füße stießen auf Sumpfland, er versank darin, sank immer tiefer hinab, es war ein Sinken ohne Ende. „Ich bin der Himmel“, hörte er den Sumpf sagen, „Sterben lohnt nicht.“
Paul CELAN: „Mikrolithen sinds, Steinchen“. Die Prosa aus dem Nachlaß
Hinein- oder heraussinken? Aber sinken wohl doch…
[20:24 – Waschmaschine ist da. Ich glaub’, bevor ich waschen kann, brauch’ ich erstmal ein entsprechendes Waschmittel und Weichspüler..: gar nicht dran gedacht heute an sowas…]