heute abend war der erste abschiedstrunk fällig, und morgen gibt’s einen dreistündigen spinningmarathon nur für mich, vom chef und von den anderen trainern im wechsel gefahren. 25 teilnehmer haben sich angemeldet, wir fahren im kurssaal, also im großen raum. offiziell war geplant, dass ich diesen marathon als den letzten in meiner funktion als trainerin fahren sollte. „was ich dir noch sagen wollte, du brauchst nicht zu fahren, du darfst mitfahren, diese stunden sind deine abschiedsstunden, alle trainer fahren mit, du darfst dich auf höchst intensive intervalle freuen, kannst dich ja schon mal warm anziehen, und den prosecco trinken wir nachher in der sauna.“ warm anziehen gern, aber auf den prosecco in der sauna mit mir müssen sie verzichten, aber zu herzen geht es mir, ich habe mit allen sehr gern zusammengearbeitet, wir haben viel spaß gehabt. es wird also spät morgen abend, wenigstens hat der spanier drüben einen ordentlichen rioja. vorhin kam noch eine mail: „ich habe da mit einem freund in hamburg telefoniert, wenn du willst, kannst du bei ihm arbeiten – ihm fehlt ein spinningtrainer.“ ich muss erst einmal sehen, wie sich meine künftigen arbeitszeiten in der firma gestalten, ich werde wahrscheinlich froh sein, wenn ich es schaffe, vor 19.00 uhr an spinningstunden überhaupt teilnehmen zu können.
ja… eine umstellung wird das, so wie es aussieht, muss ich mich daran gewöhnen, nicht mehr für alles zuständig zu sein. hier bin ich gewohnt, alles selbst abzuarbeiten, was ich auch will, weil ich häufig eben nicht den geraden weg nehme, weil mir das zu lange dauert. schnell und sehr direkt im eigenen arbeitstempo, passiert es schon mal, dass ich auf etwas nicht warten will, und es deshalb selbst erledige. und ich habe ein problem damit, nach richtlinien zu arbeiten, nur weil nach diesen richtlinien gearbeitet werden soll. einmal hatte ich mir richtig welche eingefangen, weil ich mir das recht nahm, unseren zentralen einkauf zu „diskriminieren.“ ich bestellte das, was ich brauchte, bei einem anderen, als dem vorgeschriebenen lieferanten, weil ich es wesentlich billiger bekam, es ist schließlich unser profitcenter, in das die kosten gebucht werden. das gespräch wurde doch ziemlich laut, weil ich diesem herrn erstmal unter die nase hielt, dass mir klar ist, wer sich hier das geld in die tasche steckt (nämlich die prozente, die intern an uns nicht weitergegeben werden) und wer hier mit wem verheiratet ist. das kam nicht gut, ab und an kann ich eben meine schnauze nicht halten, und erreicht habe ich dann letztendlich doch etwas. 3 monate nach diesem gespräch kam der anruf: „frau xxxxx, wo bestellten sie damals?, geben sie uns bitte die daten, wir nehmen diesen lieferanten in das lieferantenverzeichnis auf“ wurde höchst freundlich in mein ohr geflötet. es ist ganz schwer, in einem großen unternehmen eiserne richtlinien zu durchbrechen. ich krieg zustände, wenn ich sehe, wie viel rost solche ansetzen. auch wenn ich hotelzimmer buche, gehe ich ein risiko ein, weil ich unser vorgeschriebenes procedere nicht einhalte und nur zum telefonhörer greife. wir müssen über eine bestimmte institution, in der ganz viele hotels mit deutschlandweiten jahreskontingenten und raten zusammengefasst sind, bestellen. nur…. die inhaberin des hotels, bei der ich immer buche, ist nicht gewillt, dieser institution die gleichen preise anzubieten, wie mir. „die kriegen von mir doch nicht den preis, den ich ihnen mache.“ bei normalen buchungen bedeutet das eine ersparnis von bis zu 40 % und zu messezeiten von teilweise 500 %, und in der zentrale wundert man sich dann immer, dass ich zu messezeiten die zimmer so günstig schieße. „oh… das war reinstes glück, ich bekam keines mehr über unsere bestellplattform“ flöte ich dann immer zurück.
es stimmt schon, ich bin nicht die bequeme angestellte, die morgens ihr gehirn beim betreten des firmengebäudes rechts vorne an der eingangstür abgibt. „bei der frau musst’e aufpassen, die zündet auch akten an, die versteht eh’ keiner, die is’ anders als wir alle.“ ja… bin ich, ich stehe auch nicht nach 20jähriger firmenzugehörigkeit oben in der küche und frage: „wo krieg’ ich denn jetzt zucker für meinen kaffee her“…. über mein feuchtes toilettenpapier, welches ich oben im schrank stehen habe (neben meinen ob’s und der zahnbürste) wird immer noch gelästert. aber vor allen dingen… ich bin dazu in der lage, die toilettenbürste handhaben zu können.
das soll jetzt nicht bedeuten, dass ich mich für etwas besseres halte. die menschen hören irgendwann auf, ansprüche an sich selbst zu stellen, aber sie scheinen so ja glücklich zu sein. ich wäre es nicht.
was gibt es sonst noch so?… ja, immer noch reinstes herzbluten. vielleicht hilft ja die tüte schokorosinen….