„Beim Basteln bin ich nicht gern gestört, weil ich mich eigentlich geniere, wie da geschwitzt und geflucht und ins Blaue hinein eines ans andere gefügt und wieder schwitzend und fluchend gelöst wird, bis schließlich aus dem planlosen Beginnen ein Werk makellos hevorgegangen ist, vollendeter jedenfalls, als wäre es durchdacht. (Albert Vigoleis Thelen: Die Insel des zweiten Gesichts.)
Die Vernunft saß dieses Wochenende fest im Sattel. Das Pferd, dem sie Sporen und Peitsche gab war ich. Zwei volle Tage bis in den Abend hinein, sehen wir einmal von den jeweils 3-stündigen Wanderungen durch Odenwald und Spessart ab, saß ich an meiner Freiherr vom Stein- Arbeit , die im Grunde seit Wochen fertig nur noch kleiner Korrekturen bedurfte. Eine abschließende Überarbeitung, vor allem inhaltlich, war notwendig geworden, weil der Aufsatz nun unter meinen Namen erscheinen soll und ein Honorar einbringen wird. Im Netz war ich selten. Irgendwie funktioniert unser Rooter nicht mehr ganz so, wie er sollte. Eine Spurensuche per Norton brachte keine Ergebnisse an Tag. Der PC ist virenfrei. Heute, nach Büroschluss, kommt ein PC-Experte aus der Nachbarschaft, der unseren Laptop und den Pc incl. Rooter prüfen wird. In 4 vier Tagen sitze ich im Flugzeug. 7 Tage Mallorca, die mich hoffentlich wieder etwas ins Gleichgewicht bringen werden, denn die letzten Wochen waren doch relativ instabil, physisch und psychisch. Die Ursachen sind bekannt. Da war die Grippe und da ist R., die beschloss nach Vilnius zurückzukehren und deren Bauch sich vor 2 Wochen bereits wunderbar wölbte Wir telefonieren ab und an. Und ich spüre, wie zwischen den Worten, die hin und her fliegen, sich unsichtbare Gitter aufbauen, durch die keine Hand mehr passt. Weder ihre, noch meine. Kurzum, eine Art Entfremdung, ein Frösteln wo sonst nur Wärme zu fühlen war, schiebt sich zwischen uns und lässt den sonst erregenden Singsang, der von Hörmuschel zu Hörmuschel schwirrt, irgendwie langweilig monoton klingen. “ Ja, ich war gestern am Meer, sagte sie sachlich. Ein kalter Wind wehte. Ja, mir geht es gut.., nein , .. ich muss jetzt auflegen.“ Der kühlen Eintönigkeit unserer Gespräche entspricht ihre Kürze. Das kann Zufall sein, nicht immer klingelt das Telefon zum rechten Zeitpunkt, wie z.B. gestern als ich beim ersten Signal, ich saß gerade über den Abschnitt, der das Verhältnis von Königin Luise zu vom Stein beschreibt, mich schon gestört fühlte.