Lange hielt ich es heute nicht aus am Schreibtisch. Fort, fort, in die Stadt, rief’s. Das Wetter lockte mit Sonnenschein und blauem Himmel. Und also ich auf der Straße gen Terni, quer durch „Fleiß und Industrie“ (Artmann) mit Blick auf die Berge des Apennin und mehr als einem noch beschneiten Gipfel weiter im Landesinnern. Wirklich prachtvoll war nur der erste Anblick auf der Straße bergab durch den Wald Richtung Narni, als das Bild plötzlich sich darbot. Woraus wieder mal zu schließen ist, daß das Besondere dasjenige ist, was dem Alltäglichen nicht zugehört. Im Unterschied zu dem, was alle Tage als etwas Besonderes feilgeboten wird. Das geht einfach nicht. Der Gang durch die Stadt war schon wieder das Übliche. In die beiden Kaufhäuser, die Fußgängerzone entlang, den Fischen in der Nera nachspähen beim Überqueren der Brücke. Nein, nicht die, sondern der Nera, also männlich dieser Fluß (sind wohl alle männlich, die Namen der Flüsse im Italienischen – möchte mir fast so scheinen). Und mitten auf dem Platz zielsicher angesteuert werden von der, die mir sofort ins Auge „gefallen“ war: wo denn Via Battisti sei. Ich wußte es nicht. Dies sei Piazza Tacito. Ich bestätigte. Und das da sei – so ich – der Corso Tacito. Sie müsse zum Friedensrichter. Da könne ich wirklich nicht helfen. Und dachte erst hinterher: Ich hätt’s ja für sie suchen können. Später dann die vielleicht Gleichaltrige mit den einwärts gebogenen Stöckeln ihrer roten Schuhe, auf denen sie sich mühsam vorwärts bewegte. Und ich immer zu mir: Halt den Kopf hoch. Nicht wegen der Blicke auf die Schuhe, sondern um das Innere nach Außen zu kehren. Noch in der Stadt kaufte ich mir ein schwarzes Feuerzeug. Dann im Supermarkt ein schwarzes Kissen für meinen schwarzen Schreibtischstuhl, damit das andere, das ich zwischenzeitlich benutzte, wieder seiner Schaukelstuhlbestimmung überantwortet werden konnte. Dann, dann aber in einem dunklen Zinnoberrot ein Sofa. Ich fange an, mich einzurichten. Nächste Woche wird’s gebracht. Endlich entschied ich mich auch für Garderobenstangen statt für einen Schrank. So habe ich nun zwei Meter Kleiderstangen für etwas mehr als 40 Euro. Darüber sollen dann Laken gebreitet werden. Die Matratze auf dem Teppich lasse ich vorerst so. Es wird. Trotz der säumigen O. und ihr zum Trotz. Das ist dann mein Stolz. Nächste Woche werde ich dann den Holländer in Rom anrufen, der sich angeboten hatte, mir beim Transport von Sachen zu helfen, die ich dort zu kaufen beabsichtige. Maßen er ein etwas geräumigeres Auto hat. Und er mir beim Tragen helfen muß. Dann bliebe die Küche. Aber das ist noch nicht ausgebrütet. Ich bin langsam. Fast schon praktisch zu nennen, dieser Tag. Die „makellose autochthone eitelkeit“, um findeiss zu zitieren, dem allerdings ein „h“ entgangen ist im mittleren der drei wörter.