heute ist ein kollege auf mich losgegangen, verbal völlig ausgetickt… weil ich nicht eingesehen habe, etwas tun zu sollen, nur weil es seit jahren so gemacht wird, und als ich anfing, die richtlinie zu hinterfragen, wurde er so laut, dass der chef die geschlossene tür zu seinem büro öffnete: „das ist von mir abgesegnet, haben sie ein problem mit dieser wesentlich vereinfachten abwicklung?“ „aber wir machen das doch seit jahren schon so, hat doch immer geklappt.“ „geklappt hat es immer, aber es sind zuviel arbeitsschritte, um zum ziel zu gelangen.“ „so… ich soll das jetzt tatsächlich so… und so… machen?“ „ja, was spricht für sie dagegen, sie haben viel weniger arbeit damit.“ „aber ich bin dann nur noch in die halbe thematik involviert.“ „ja, und sie können sich mehr um das thema xxxx kümmern, erst letzte woche signalisierten sie mir, dass ihnen das alles zuviel wäre, jetzt macht frau xxxxx einen vorschlag, der uns das leben erleichtert und sie machen solch einen aufstand, anstatt sich darüber zu freuen.“ „ja, aber die richtlinie…..“ „richtlinien kann man ändern.“ der kollege verließ das büro mit der gegrummelten bemerkung: „neue besen kehren gut.“ ich ging hinterher…. „ja, und sie kehren die ecken nicht rund.“ „wie meinen sie’n das“ „nur weil eine richtlinie seit 20 jahren existiert, muss man sich doch nicht auch noch im 21. jahr dieser richtlinie daran halten, man kann doch einmal diesen ganzen ablauf überprüfen und sich überlegen, ob es nicht anders leichter ginge. nur weil etwas geschrieben steht, tu’ ich das nicht, ich will immer wissen, warum das so geschrieben steht, und wenn man mir dafür keine plausible erklärung liefern kann, frag ich mich, warum man die nicht liefern kann. wenn sich dann noch herausstellt, dass mit kosten ein pc belastet wird, auf welchem dann aber die entsprechenden erstattungen in form einer gegenbuchung eben nicht gutgeschrieben werden, dann stimmt doch da was nicht, da kann mir tausend mal einer erklären, dass die gutschriften am jahresende von einem anderen konto umgeschlüsselt werden, diese arbeitsschritte müssen doch nicht sein, zumal ich nicht nur festgestellt habe, dass die erstattungen nicht alle auf unserem pc landen, sondern, dass auch noch die ganzen selbstbeteiligungen falsch kontiert sind, der ganze ablauf ist unlogisch.“ „so????“ „ja, ich schick’ ihnen gern die auswertung.“ da wurde er ruhiger: „die ganzen selbstbeteiligungen falsch kontiert?“ „ja“ „haben sie das dem chef gesagt?“ „nein… habe ich nicht, machen sie mir nach auswertung meiner daten eine aufstellung, ich buch das über interne belastungen um.“ „ist das wirklich so?“… er wollte es nicht glauben, nachdem er aber sah, dass es stimmte, entschuldigte er sich.
ich liebe richtlinien nicht nur dann, wenn ich sie umgehen kann, es macht mir einen heidenspaß sie auf den prüfstand zu stellen. das bedeutet nicht, dass ich das mit jeder richtlinie oder anweisung mache, die mir über den weg läuft, die zeit habe ich nicht, aber wenn mir so etwas im laufenden prozess begegnet, schlag ich zu… ich fasse dinge ungern zwei mal an.
der kollege kam später noch einmal leise in mein büro, schloss die türen und sah mich an: „sie müssen aufpassen.“ „wieso?“ „sie wissen das doch, eine solch eingeschworene, aus lebenenttäuschten menschen bestehende gemeinschaft fordert immer einen tribut und sie suchen sich menschen, von denen sie ihn einfordern können, diese werden dann gezeichnet und hingerichtet.“ „und warum fordern sie diesen tribut?“ „ja, das kann ich ihnen auch nicht sagen, aber ich weiß, dass das so ist… und zwar schon seit jahren.“ „ich sage es ihnen gern, dieses einfordern eines tributes ermöglicht die darbringung eines opfers, welches dieser gemeinschaft zur erneuerung dienen soll, dann fühlt sich das tuch der lüge nicht auch noch so schlecht gewebt an… das ganze ist übrigens ein ganz klassisch altes verhalten der menschen“ „tuch der lüge?“ „ja, in dieses sind ja alle eingewickelt.“ „und wie gehen sie damit um?“ „ich werde immer darauf aufpassen, dass ich meine eigene lebensachtung in meinen eigenen lebensentwurf stelle, denn da gehört sie hin.“ „hmm… das ist aber starker toback, den sie da liefern.“ „yep“ „ich glaub’, sie können wirklich damit umgehen.“ „ich kann damit umgehen, ohne die achtung und den respekt im umgang mit anderen menschen zu verlieren, aber ich kann auch stirn an stirn zuschlagen, dann gibt’s welche zwischen die hörner.“
er verließ lächelnd das büro, und ich brauchte eine weile, um das noch einmal nachzudenken, eben weil ich mir seit tagen um genau dieses verhalten der menschen gedanken mache.