am späten nachmittag fuhr meine schwester wieder nach hause. die spaziergänge und gespräche waren lang und gut, wir lachten sehr viel, übten uns im fabrizieren von raucherringen, spuckten von der brücke in den fluß, bauten ein papierschiff und ließen es zu wasser, saßen stundenlang auf dem geländer einer anderen brücke, ließen die u-bahnen unter uns durchfahren und die menschen winken, tranken beine baumelnder weise den milchkaffee in der sonne, auf ein eis verzichteten wir auch nicht. immer wenn sie da ist, habe ich phasenweise das gefühl von zurückholbaren kindermomenten, den guten zumindest, die weniger guten oder schlechten will man ja nicht zurückholen. die gespräche gingen auch ins eingemachte, ließen sich dann aber aushalten, so, wie ich meine schwester zwei tage neben mir aushalten konnte. als wir unsere erste gemeinsame zigarette zusammen rauchten, lachte sie: „iiiihhhh, hahaha, du rauchst ja immer noch so wie früher“ richtete sie ihren zeigefinger auf meine nase. das machte mich stutzig, ich habe mich selbst nie rauchen sehen, meine eigene art, den rauch einzuziehen, war mir bis zu diesem moment nicht bewusst: „wie?…. ja wie rauch ich denn?“. sie kringelte sich vor lachen: „der rauch wandert, gleich nachdem du an der zigarette gezogen hast, langsam aus deinem mund wieder raus und steigt in form von zwei kleinen rauchaufzügen in deine nase, du musst doch den rauch durch die nase in die lunge ziehen.“ ungläubig schaute ich sie an, ging ins badezimmer, stellte mich vor den spiegel… es ist tatsächlich so. meine schwester stand derweil hinter mir und pustete ringe in die luft: „erinnerst du, wer auch so geraucht hat?“ ich wusste es in dem moment, als ich mich im spiegel sah. „unsere großmutter“. ich erinnere, dass ich immer hinschauen musste, wenn sie rauchte, dieser langsam durch ihren mund in die beiden nasenlöcher aufsteigende rauch faszinierte mich, aber mir war nicht klar, dass ich das genau so mache. „selbst das machst du anders als andere menschen“ sagte meine schwester, dann grinste sie unverholen hinter mir in den spiegel. „spieglein spieglein an der wand, wer ist die schönste im ganzen land“ gickerte sie, und schubste mich beiseite: „geh mal weg da, damit ich mal gucken kann.“
das gemeinsame mittagessen tat sehr gut, danach fuhr sie, und rief vor einer stunde ganz stolz an: „ich bin tatsächlich durch den tunnel gefahren, ich habe es geschafft.“ sie kann nicht sehr gut durch tunnel jeglicher art fahren, fährt nie mit dem fahrstuhl, auch nicht mit dem auto durch die waschanlage, sie bekommt platzangst, wenn sie sich eingeengt fühlt – eine konditionierung, die sie unserer mutter zu verdanken hat. es muss schrecklich für meine schwester gewesen sein. ein vierjähriges kind über einen zeitraum von 2 jahren immer wieder über stunden in eine dunkle, enge und auch noch sehr warme besenkammer sperren. sehr warm, weil sich der heißwasserboiler auch noch darin befand. was mich immer wieder grübeln lässt, ist die tatsache, dass das alles für unsere mutter damals so normal war.
die urlaubswoche und auch das lange wochenende ist vorbei. morgen bringe ich den wagen um 07.00 uhr zum autohaus zur reparatur, hoffentlich bin ich früh genug im büro. meine kollegin hat mit mir am wochenende noch die übergabe per mail und telefonisch gemacht. die nächsten zwei wochen werden anstrengend, weil die kollegin ja urlaub hat und ich deshalb für beide chefs arbeiten muss. ich stelle am besten schon früh morgens die gepackte sporttasche ins auto, dann kann ich abends gleich von der firma ins studio fahren, besonders diese zwei wochen werde ich den ausgleich brauchen. meine sachen zum täglichen anziehen bereite ich jetzt für die ganze woche vor, für den einen tag natürlich das kostüm – ich habe immer keine lust, mir am morgen, wenn ich zeit für den kaffee haben will, mir gedanken darüber zu machen, was ich anziehen will, da ich das aber inzwischen tun muss, eben weil ich ja trotz lederhose oder jeans nicht wie hinz und kunz im büro erscheinen kann, plane ich vor. vergrößert das zeitfenster, in dem dann der kaffee stehen kann… und die zigarette. ich weiß noch nicht, wie ich das in der firma gestalten werde, rauchen ist bei uns verpönt. „die assistentinnen rauchen hier alle nicht“ bekam ich mit spitzer zunge zu hören. „die tragen ja auch alle faltenröcke“ dachte ich, sagte es aber nicht. es gibt raucherecken in den treppenhäusern, diese sind aber derart ungastlich, dass ich da nicht rauchen will. wahrscheinlich nehme ich mir einen alten stuhl, öffne zum dach die notausgangstür und setz mich da einfach hin. notfalls gehe ich in das kleine wäldchen gegenüber, da gibt es einen sehr schönen platz mit einem alten, quer über die lichtung gefallenen baumstamm. ich werde mir die raucherecken in den treppenhäusern mal näher ansehen und schauen, was man da verändern kann. vorletzte woche erklärte ich meiner kollegin, die mal wieder über den gestank schimpfte, dass es eine ganz einfach möglichkeit gibt, diesen sehr zu vermindern, nämlich ausreichend lüften und aschenbecher anschaffen, die geschlossen werden können, eine kleine menge natron auf dem boden eines solchen aschenbechers täte ihr übriges, sie neutralisierte den gestank. die aschenbecher müssen natürlich regelmäßig geleert werden, am besten von unseren hausdamen. denen werden wir das aber noch einmal sagen müssen, weil sie das nämlich auch mit den jetzt vorhandenen aschenbechern nicht tun, da ist es kein wunder, dass die asche ganze nächte durch das treppenhaus miefen kann, und die raucher kann man dazu anhalten, die fenster zu öffnen, bei dieser jahreszeit dürfte das wohl das kleinere problem sein. ich weiß, dass niemand in dieser firma an dieses thema ran will, es wird geduldet, dass die raucher zu ihren raucherpausen kurz raus gehen, aber innerhalb ihrer arbeitszeit, was den nichtrauchern nicht nur ein dorn im auge, sondern auch im fleisch ist, bei manchen zumindest. ich kann es verstehen, weil der raucher mehr pausenzeit als ein nichtraucher in anspruch nimmt, diese aber bezahlt wird, weil es während der arbeitszeit stattfindet. das führt dazu, dass sich einige nichtraucher einfach an die rauchergruppe anschließen, nur, weil sie diese zusätzliche pause auch in anspruch nehmen wollen. in diesen fällen würde ich gern mal die frage stellen, ob die karos auf der strickjacke immer kleiner werden. sollen sie die raucher rauchen lassen, über die stempeluhr kann das gut verfolgt werden, ob der raucher diese pausen auch nacharbeitet, oder nicht. die mittagspause wird uns doch sowieso abgezogen, ob wir die machen, oder nicht…. da könnte man die pausenzeiten für’s rauchen doch auch einfach von der arbeitszeit abziehen. nur, anfassen will das keiner… ich fände eine eindeutige regelung einfach besser.