.
Seit wann ist es so leise geworden?“
(Peter Kurzeck: Als Gast.)
Entspannend war dieser Mittwoch. Nach dem Job waren 1000 m Schwimmen angesagt. Es tut mir gut Fisch zu sein, auch wenn keine Undine ruft und lockt. Der Abend fand mich dann lesend. Lesen, das ist eine oft verkannte ernsthafte Tätigkeit, die heute, so denke ich, obwohl Bücher en masse verkauft werden, leider nur einen geringen Teil der Freizeit ausmacht, die die Leute zur Verfügung haben. Fernsehen hat der Literatur schon lang den Rang abgelaufen. Und jetzt, wo wieder einmal gekickt wird, werden auch deutschlandweit die Spiele geguckt. Selbst eingefleischte Leser wie ich, legen da die Bücher zur Seite. Nur gestern nicht. Ich war allein und nutzte die Ruhe im Haus und las. Der landläufigen Vorstellung, die nicht ganz ohne Wahrheitsgehalt ist, dass Schreiben den Text produziert und Lesen ihn nur passiv rezipiert, dieser Hierarchisierung beider Tätigkeiten, kann ich nichts abgewinnen. Lesen bedeutet für mich in einem Text herumzuwandern, in seinem Gelände Claims abzustecken, wo eventuelle Goldminen für mich zu entdecken wären. Alle Texte, ob Proust, Herbst oder FAZ und TAZ verändern sich, abhängig vom Bildungsgrad und Stimmung und Tagesverfassung der jeweiligen Leser, durch Lektüre. Leser sind Reisende, Nomaden, die durch die Textlandschaften ziehen, um sie zu genießen und vielleicht sogar Erkenntniszuwachs zu gewinnen. Leser ermuntern den Text sich wie die Tore Thebens zu öffnen, die sie durchschreiten, um irgendwo in einer Taverne Platz zu nehmen, wo sie, ausgestattet mit Erfahrung und Phantasie schoppenweise den süßen oder herben, manchmal auch sauren Saft einer Erzählung, eines Gedichtes oder eines Romanes in sich aufnehmen. Sie sind Gast. Ich war gestern abend im Buch >>>„Als Gast“ zu Gast. Eine reine Freude.Theben hieß Frankfurt am Main. Peter Kurzeck erzählt den März des Jahres 1984. Tramper und Musikanten, auch das einfache „Friedensvolk“ irrten noch durch das Gelände der Hoffnung. Ein wunderbares Buch, das einen Bogen vom Ende des Krieges bis zum beginnenden Verlöschen aller Utopien spannt. Am 10. Juni dieses Jahres wurde >>>Peter Kurzeck 65 Jahre alt. Wir, dass Leseduo mit Paul am Klavier und montgelas am Kontrabass, gratulieren ihm. Und hoffen, dass der Autor Kurzeck noch lange seine Geschichten uns erzählen wird.