Arbeitsjournal. Sonntag, der 15. Juni 2008.

5.29 Uhr:
[Arbeitswohnung. Nono, Prometheo.]
War dann so müde gestern., daß ich bereits um 22.30 Uhr zu Bett ging; ab 20.15 Uhr sah ich mir einen Edgar Wallace an; Sprachverhalten: einen Edgar Wallace, die frühe Braunschweiger Jugendzeit, in der Kindheit, wenn das Ich sich bildet, wurzelt es zugleich. Brauchte jetzt eine Musik, die präsent ist, doch meditativ den Arbeitsvorgang nicht stört, nicht sich darüberlegt, sondern darunter, doch ohne daß es Unterhaltung Ablenkung wäre; sie selber Kanal, durch welche die Konzentration zieht. Wenngleich erst einmal Konsolidierung ansteht, auch wäre erst der Rucksack auszupacken. Nachmittags, als ich angekommen war, bin ich sofort ans Cello gegangen, für eine dreiviertel Stunde, um zu merken, ob die Finger noch mögen. Sie mögen. Aber die Intonation hat gelitten.
An sich müßte ich heute ein ganzes Buch lesen, um morgen früh meine Rezension zu schreiben und auch gleich abzugeben, wahrscheinlich am Dienstag/Mittwoch aufzusprechen. Das will ich tun. Nebenhin Die Dschungel anschauen. Wo ist zu antworten? Es ist noch auf einiges Vieles zu antworten, das ich mir gebookmarkt habe. Die neuen Wörter: bookmarken, (ver)linken, forwarden, pasten. Es gibt jetzt eine neue islamische Kita in Berlin, auch eine neue Moschee. Diese Wörter sind wie neue Moscheen. Und Emails (a u c h ein neues Wort) sind zu schreiben; bei manchen ist das alte Wort Brief sehr viel angemessener, Email beschreibt für sie nichts als den neuen Weg des Transports; letztlich gehört als neues Wort auch >>>> Raum dazu; die sinnige Feinheit besteht hierbei darin, daß das alte Wort zugleich im Recht bleibt und insofern Doppel- und Mehrfachbesetzungen vorgenommen sind, neue Aufladungen der Höfe.

Ein Reif für das Ohr, τ = 15 mm, auf meinem Schreibtisch; wie ein abnehmender Mond so rund, doch nur zu einer feinen, der rechten nämlich, Sichel erleuchtet; man sieht (meint zu sehen; tatsächlich b l e i b t das Schmuckstück ein Reif) das reflektierte Licht von der Erde als Schatten, ich hatte an der Nadel des Steckers nach einer Spur Blutes geschaut. Es gab keine, nicht konkret, schon gar von der Reise. Ich will heute früh das auf der Hinfahrt begonnene Gedicht beenden, Wir leben in Riffen; und merkte erst gestern nachmittag, daß dies ein Link auf >>>> findeiss ist.

Der >>>> WERKSTATT werde ich eine andere Präsenz einrichten, weil die der Uni-direkt an Grenzen interner Vorschriften nicht gerade völlig scheitert, aber in der Handhabung doch arg kompliziert ist, was wiederum zu nur wenigen Zugriffen durch die Studenten führt; das kann wohl kaum der Sinn des Unternehmens sein. Wenn es bei so wenigen Zugriffen bleibt, ist eine Verlängerung der Projektes über das Wintersemester 2008/09 hinaus wenig wahrscheinlich. Es werde im Rahmen, erzählte mir in Heidelberg E., der neuen Bachelor-Konzeptionen ein Fach Poetik geben; damit sollte man, werde ich avisieren, mich beauftragen. Allerdings müßte ich mir dazu noch einmal auch die alten Poetiken im Wortsinn: einverleiben.

>>>> Malos Idee beschäftigt mich unterschwellig zudem.

6.34 Uhr:
Ach so, heikel war noch, bezüglich des >>>> Virtuellen Seminares, daß eine Studentin wohl private Klage geführt hat, ich hätte während einer realen Sitzung ihren Text auf Persönliches zurückgeführt und zudem Sadomaso ins Spiel gebracht; das empfinde sie als unangenehmen Übergriff; es habe sich um einen „rein fiktiven“ Text gehandelt, der mit ihr selbst gar nichts zu tun habe; nun fühle sie sich, sagen wir einmal, „vorgeführt“. Ich habe das im Seminar sofort zur Sprache gebracht und zur Diskussion gestellt; was eigentlich nicht ging, weil die Studentin selbst nicht anwesend war und wohl auch nicht hatte kommen wollen. Etwas vergrätzt war ich, weil sie mich nicht direkt darauf angesprochen hatte und ich nun quasi theoretisch antworten mußte, und ins Leere. Dabei wußte und weiß ich nicht einmal, um welchen Text es faktisch eigentlich ging. Tatsache ist, daß ich sexuelle Zusammenhänge prinzipiell benenne und nicht im Ungefähren lasse, nicht bedeckt lasse, sowieso nicht, wenn sie sich in einem Text thematisieren. „Ich kenne, das muß Ihnen klarsein, keine Tabus; d i e s e Sachverhalte sind für mich so normal wie andere, und also auch diskursiv formulierbar.“ >>>> Hanna Leybrand nachher: „Na ja, für S i e gibt es keine Tabus, für andere aber sehr wohl, das müssen Sie bedenken.“ „Akzeptiert. Nur wenn ein sagen wir heikles Thema in einem Text Gegenstand dieses Textes ist und ich meine, er sei sogar ein prinzipieller Gegenstand dieses Textes, dann kann ich keine vernünftige Arbeit daran verrichten, wenn ich nicht drüber sprechen darf.“

Enorm viele Bücher gingen auf der Reise weg und alle MEERE, die ich von >>>> Dielmann mitgenommen hatte. Nun hab ich wieder keine Exemplare mehr hier. >>>> Schütte hat MEERE für die ORF-Bestenliste nominiert.

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