Arbeitsjournal. Donnerstag, den 10. Juli 2008. Mannheim-Wiesbaden-Frankfurtmain-Berlin.

13.13 Uhr:
[S Wiesbaden-Frankfurtmain.]
Bin über Wiesbaden zurückgefahren, wo ich den väterlichen Freund, DB, nach langem wiedertraf auf zwei Martini und einen Caffelatte in der Hitze eines Cafés vor dem Bahnhof. Zwei Stunden gesprochen, geischildert, auch ein paar Gedichte vorgelesen, die er noch nicht kannte; er versteht von der Lyrik einiges und ist insgesamt einer der gebildetsten Männer, die mir je begegnet sind. Er war auf dem Sprung in sein Erotikon, worin er soeben eine seiner Geliebten empfängt. Ich wünsch ihm alle Lust der Welt. Sein Vitalismus – er wird 70 – tut mir gut, auch wenn er sagt: „Ich möchte, wenn es ihn gibt, dieser Herrgott nicht s e i n und mich nicht verantworten müssen für diese See aus Leid.“ Er hat zwei Pistolen daheim, erzählt er, für den Fall, „daß es auch mich erwischen sollte. So viele Freunde sind gegangen im letzten Jahr, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Lungenkrebs, Hirnschläge… Und was wird von uns eines Tages bleiben, wenn die zwei Millionen Jahre Menschheit vorüber sind? Auch kein Mozart, auch diese Musik gibt, wie Geibel geschrieben hat, ihre Atome an das Weltall zurück.“
Vorher, morgens, bei Kühlmanns geplaudert, wo ich nach dem Seminar gestern, dessen Nachtrunk sich bis 23 Uhr erstreckte, mit Kühlmann noch nachts den traditionellen Schnaps nahm, erzählend auch da, ein bißchen klagend auch, weil die alte Universität so zerfalle, weil, wie er sagte, äußere Formen die Inhalte ersetzten… usw. Des Profis Einwand, weshalb die Gedichtsammlung im Herbst eben d o c h DER ENGEL ORDNUNGEN heißen könne, nahm er mit einem Lachen entgegen; „da müssen Sie lachen, gell?“, „ja, da muß ich lachen, da hat Ihr Freund einmal recht“.
Sechzig Gedichte zu lektorieren haben wir gestern geschafft, >>>> Dielmann und ich, auf seinem kleinen Balkon draußen sitzend, ebenfalls in der Sonne und sehr ruhig. Ich hatte überhaupt keine Lust, den Laptop einzuschalten, gar, ins Netz zu gehen. Bis eben hielt sich diese Unlust. Wenn ich in einer Stunde etwa im ICE sitzen werde, werde ich etwas zu dösen versuchen und mich dann allmählich wieder an die routinierte Arbeit machen. Es sind zudem die Lektoratsergebnisse in die Gedichtdateien zu übertragen. Leider war bei Dielmann heute keine Zeit, das Lektorat fertigzumachen; dennoch: bis Mitte August muß alles zum Druck vorliegen, damit das Buch rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse dasein wird.

Hellste Sonne ist. Wärme ist. Sommer ist.

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