ich sitze auf meinem stein….

…. am see. ich konnte nicht anders, ich mußte hierher fahren. es ist still, nur ein kuckuck ruft von fern. ich spüre die kleine fledermaus, bevor sie gleich über den bäumen ihre runden fliegt. drei päckchen habe ich geschnürt, lege sie in kleine schwimmende laternen, zünde die lichter und vertraue sie dieser spiegelung an. sie gleiten, nein, sie schweben, als berührten sie die wasseroberfläche nicht. es ist, als ob sie jetzt ganz besonders hell und auch sehr warm leuchten. ich gehe den schmalen weg am ufer entlang, um den see herum, wieder und immer wieder. ich sehe die lichter in der dämmerung… sie erzählen von meinen wünschen, meinen träumen und meiner sehnsucht. sie sagen mir etwas von wurzeln, von wurzeln, die ich nie hatte und nie haben werde. ich stehe auf der kleinen brücke und warte…. warte, bis das die lichter erlöschen. als es dunkel ist, weiß ich, was dort gerade auf den grund sinkt. ich setze mich ins auto und weiß nicht, daß die fahrt nach hamburg fünf stunden dauern wird.
bevor wir heute morgen zu meiner tochter fuhren, brachte mir meine schwester ein kleines frühstück an mein bett. sie klopfte leise an die tür, ging auf zehenspitzen… und stellte das tablett vor das bett auf den fußboden. eine kleine schale mit frisch geschnittenem obstsalat, obendrauf frische himbeeren… und ein orangefarbener quark. „laß es dir schmecken, ich fahre jetzt zur kirche, bin um 10.00 uhr wieder zurück, dann fahren wir zu deinem kind. übrigens, die kinder im kindergarten essen diesen quark nicht, sie fressen ihn.“ „wieso hat er diese farbe?“ „quark, honig und multivitaminsaft.“ eine schmale vase, mit lila veilchen, eine tasse kaffee und ein kleines buch. ich lege mich zurück in die kissen, schließe meine augen und lasse meine schwester gehen. sie weiß nicht wie weh das tut. noch nie hat mir jemand ein frühstück an mein bett gebracht. ich schlage die erste seite des buches auf: „für meine liebe schwester“ steht in klaren buchstaben mit magentafarbener tinte geschrieben. ein mit wachsmalstift und papier geriebenes herz, so eines…. wie man es früher häufig in die posiealben malte.
gestern, auf der geburtstagsfeier meines bruders nahm ich die menschen um mich herum nur wie durch eine watteschicht wahr. mein bruder freute sich so sehr darüber, daß beide schwestern da waren. er stand ständig hinter mir: „hast du alles, möchtest du noch irgend etwas, ist dir kalt?… soll ich dir eine decke holen?“ er gab sich so viel mühe, nahm mich immer wieder in den arm. aber ich sah, wie unglücklich mein bruder im augenblick ist. er lebt seit jahren eine liebe, die es schafft, daß er seit jahren gegen sich selbst lebt, und meine schwester sah mir an, wie ich mich fühlte. alle lachten, waren vergnügt. nur ich… ich konnte nicht lachen, und schon garnicht über diese besoffene harmonie.