Sicher kein Arbeitsjournal. Sonnabend, der 2. August 2008.

7.12 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Es wurde spät gestern nacht, sozusagen früh heute früh, ich hab dann bis halb sieben geschlafen und muß gleich los, will auch los, weil mein Junge aus dem Judocamp abgeholt werden muß, in das ich ihn vor genau einer Woche gebracht habe. Freunde nehmen mich mit hin (Frauensee), zurück fahren Sohn & Vater mit Überlandbus und RE. Was ein wenig kompliziert ist, wenn wir nicht den Rückbus um 10 Uhr bekommen; vor viertel nach neun werd ich aber nicht da sein, und dann müßte bereits gepackt sein… Unwahrscheinlich. Der Bus danach fährt aber erst um 13 Uhr. Meine Idee, einfach die Badehose mitzunehmen und mit dem Jungen am See zu planschen, kann ich knicken, wie >>>> Titania immer sagt, weil’s draußen gewittert und gießt.
Okay okay, ich nehme den Laptop mit, dann können wir im Fall aller Fälle Filme gucken, bzw. er kann zu >>>> Panfu, und ich lese.

>>>> Das Eigentor ist abgeschmettert; ich schreibe jetzt für die Reichert n o c h eine Rezension >>>> über Eigners neues Buch und lege den Focus auf die Familiengeschichte.

Später mehr.
Den latte macchiato austrinken und los.

15.05 Uhr:
Es ging alles viel schneller und problemloser, als gedacht; was dem strömenden Regen zu danken war, der die Freunde ihren Tagesplan ändern ließ. Bin hernach noch einmal in die Arbeitswohnung gefahren, um etwas zu tun, um Cello zu üben, um meine Mittagsstunde zu schlafen. Also setze ich mich eben wieder an den Schreibtisch, und die ersten drei Zeilen von >>>> dem da fließen von selbst in die Finger, die Tasten; die Mischung aus Vergeblichkeit und Jubel, das beschäftigt mich gerade, da fällt mir eine der schönsten, aber kaum bekannten kleinen Erzählungen Cortàzars ein. Ich hatte den Titel vergessen, nehme der 1300seitigen Erzählband her (es gibt ihn schon lange nicht mehr) und blättere, bis ich finde. Sie endet so:


O Astarte, es wird besser sein, nun zu schweigen; es wird besser sein, sich mit den Ellbogen auf die Reling des Schiffes zu stützen, wenn die Nacht dir gehört, und den Delphinen zuzusehen, die wie wuirlige Luftikusse aus dem Wasser schnellen und wieder in die Fluten eintauchen, immer wieder in die Luft springen und in ihr Gefängnis zurückkehren. Und zu sehen, traurige Astarte, wie die Delphine auf der Suche nach dir aus dem Wasser springen, dich rufen; wie sehr sie den Lunabewohnern ähneln, dem himmlischen, spindelförmigen Geschlecht, sanft im Umgang und mit stets übervollem Herzen. Übervoll jetzt von der schmutziger Dünung und fast ganz des Lichts deines Bildes beraubt, das in der Tiefe ihrer Nacht als winzige Perle für jeden von ihnen glänzt.
„fast ganz des Lichts deines Bildes beraubt“ – das ist es, was mich da so beschäftigt, selber fast ganz des Glaubens an ein ganzes, ein ungeteiltes, eindeutiges Leben beraubt.

23.05 Uhr:
[Am Terrarium.}
Es ist nicht nur schön, sondern vor allem sinnvoll, die kleinen Cellostücke auswendig zu können, ja man muß sie singen, während man spazieren oder nur einkaufen geht, und zwar so, daß man sich jederzeit die Noten vor die Augen stellt. Plötzlich dann, beim Üben, bekommt man Ton, weil sich auf ganz anderes achten läßt.
Meine Cello-Verfallenheit, so sehr sie noch Greenhorn der ersten Lage ist, spricht sich rum, es wird Anteil genommen: Eine Leserin und Beiträgerin schickte mir eine CD mit Cellosonaten. Sie weiß, wen ich meine, wenn ich hier Danke sage. Ich übe zur Zeit mehr als ich schreibe. Aber sowas wie >>>> das Gedicht fällt mir halt d o c h ein.

(Mit der Familie Das Geheimnis der Spiderwicks gesehen. Mir liegt sowas ja. Sonst hätt ich den >>>> WOLPERTINGER nicht geschrieben.)

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