Arbeitsjournal. Montag, der 3. November 2008. Siegen.

5.40 Uhr:
[Siegen. Park-Hotel.]
Hab eine Stunde länger geschlafen, weil ich heute nicht zur Mittagsruhe kommen werde. Es giht hier, in dem Siegener >>>> BEST WESTERN einen schönen Service: Unten, gleich neben dem Ausgang, stehen auf einem Tischchen für die Gäste, die vor der regulären Frühstückszeit aufbrechen müssen, Kaffee und Tee bereit; so muß ich nun, zur Frühmorgenarbeit, nicht darben. Mein Blick, als ich das Licht anschaltete, fiel auf das Cello, das, auf seine Seite gelegt, auf dem Teppich liegt, gleich neben dem Notenständer, der ich auch scon aufgebaut habe gestern abend, und habe die Noten daraufgelegt. Als ich das kleine Arrangement sah, war sofort ein Lächeln da. Alleine hierfür, nur für das Bild hat es sich gelohnt, das Instrument mitzunehmen. (Es gibt auf den Zimmer auch, außerhalb des üblicherweise teuren Zimmer’barchen-Sortimentes, eine 0,7er Flasche Selters, was ich auch als höchst angenehmen Service empfinde. Vielleicht werd ich dazu übergehen, Die Dschungel auch um kleine Hotelkritiken zu erweitern, dacht‘ ich grad..)

Unwahrscheinlich, daß er dies heute liest: der Text, um den ich zusätzlich zu meiner >>>> Lesung im Apollion-Theater gebeten wurde und von dem ich in den letzten zweidrei Wochen immer nur andeutend geschrieben hatte, ist eine kleine Rede für den Rektor der hiesigen Universität, Ralf Schnell, der ja Herausgeber des >>>> Themenbandes der horen Nr. 231 zu meinem Werk ist; Schnell wird 65 und zieht sich als Rektor der Uni zum Juni nächsten Jahres zurück. Man muß das so formulieren, weil mit seiner Emeritierung ein kleiner >>>> Skandal verbunden ist, der die bedrohte Freiheit der Universitäten in seinem Zentrum trägt.

Gut, jetzt die entworfene Rede korrigieren, umformulieren, fertigstellen, auf USB-Stick speichern, damit ich sie nachher ausdrucken kann. Danach die letzten Korrekturen DER ENGEL ORDNUNGEN an >>>> Dielmann mailen. Dann frühstücken gehen. Danach an das Lilith-Gedicht, bzw., um 9 Uhr, ans Cello. Um 12.30 Uhr wird mich der Referent des Rektors zum Essen abholen, danach geht es gleich zu den Feierlichkeiten und von dort sicherlich fast sofort ins Theater zur Lesung. Ich habe mir überlegt, zwar dreivier Gedichte vorzutragen, sonst aber nur aus dem ANDERSWELT-Komplex: „Nullgrund“, sowie die Gerling-Erzählung aus THETIS. Sollte eine Zugabe gewünscht sein, werde ich sie aus MEERE lesen.

Morgen-Cigarillo.

8.40 Uhr:
Gefrühstückt. Ein kleiner Park voll Herbstgelb hinter den Scheiben. Voller Bäume die Hügel, in denen die Häuser stehen, teils schiefrig, man ahnt den gewesenen Bergbau, teils Fachwerk, teils die nüchternste Zweifamilien-Hausbauweise, die fürs Rheinische typisch ist (tiefe tiefe Decken). Als ich gestern nacht ankam und gleich im Bahnhof bei McDonald’s, ausgerechnet, was aß und mich von schlechtester Musik vollplärren ließ, war das der pure Instinkt. Denn die Stadt war wie ausgestorben dann, selbst dieser McDonalds, schließe, erzählte der Taxifahrer, um 23 Uhr. Danach: Ende. Nach Ende sahen auch die Straßen aus, „die Leute schlafen, denn sie müssen ja morgen früh arbeiten“ – woraus zu erschließen ist, daß in Berlin nicht gearbeitet wird. Fand ich einen interessanten Aspekt.
Was ich aber gerade erst sehe: In meinem Zimmer hängen zwei hübsche Lithografien. Auf dem einen, über dem Bett sieht man ein Arrangement von Noten, einem Hocker und einem goldenen Notenständer. Gegenüber hängt das Bild eines – Cellos.
Faßt man’s?

Imgrunde hab ich fast alles fertig, was ich mir für die Früharbeit vorgenommen hatte; sogar zwei Texte des >>>> virtuellen Seminars hab ich noch lektoriert. Die kleine Rede muß noch mal durchgesehen und dann formatiert werden. Das tu ich nach dem Cello-Üben gegen 11 Uhr. Ich werd mal eben duschen.

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