…. seit halb fünf durch die fenster, so früh hört man die ersten lastwagen, die die ostwesttangente von der autobahn herunter kommend in die gewerbegebiete nutzen. wie im frühling zwitschert eine drossel unter meinem fenster. eigentlich wollte mein chef heute schon in seinem urlaub sein, kommt aber doch ins büro, was für mich bedeutet, daß ich meinen gewollt freien tag auch nicht nehmen kann. er ist nicht gut drauf, kommt morgens schon wie ein knattertom ins büro, was ich aushalte, weil ich einen privaten hintergrund vermute. wenn ein mann morgens so ins büro kommt, hat entweder schlecht oder garnicht bei:geschlafen, noch keinen kaffee getrunken, oder streit mit seiner frau, oder es ist einfach herbst. sein knurriges „guten morgen“ klang gestern bereits in meine ohren, als ich meine jacke noch garnicht ausgezogen hatte… „können sie gleich mal…, machen sie mal jenes…., überhaupt suche ich das… es muß doch irgendwo sein, sie haben das bestimmt.“ ich hatte es nicht, er hatte. sein terminkalender ist bis ende dezember voll, sämtliche noch vorhandene freiräume blockte ich gestern. er wird seinen urlaub brauchen, damit er das jahr abschließen kann, fährt allerdings nicht weg, was mich vermuten läßt, daß ich ihn in dieser zeit öfter als sonst am telefon hören werde.
der milchkaffee dampft, die glocken des kirchturms gegenüber läuten gerade, die sieben hunde des nachbarn heulen mit, und zwar genauso lange, wie die glocken läuten. die menschen hier in der umgebung haben sich daran gewöhnt, für mich ist es immer noch eine gänzlich ungewohnte geräuschkulisse. in bezug auf das hier im augenblick herrschende wetter belehrte mich meine freundin gestern: „das ist nebel, und kein nieselregen.“ die letzten tage sind in ihrer zeit nebelverhangen, ich hielt es für dichten, feinen nieselregen, aber das ist hier in hamburg der normale nebel, mit seinen feinen, trotzdem schweren tropfen, die eben nicht sprühen, sondern einfach nur fallen. die feuchtigkeit legt sich auf die wimpern, die augenbrauen, das haar. hab gestern mein herbsthütchen rausgeholt, er ist ein guter schutz… es ist fast gemütlich, so gut behütet durch die straßen zu gehen. mein wochenende wird arbeitsreich, es ist sperrmüll am montag, ich räume meinen keller aus. heute kommt noch ein spediteur, der meine möbelmenge für den umzug begutachten will. viele menschen mögen diese jahreszeit nicht, ich mag sie sehr. die richtung der lebensenergie geht nach innen und unten, was rückzug und besinnung für mich bedeutet. geerntet ist, alles kommt zur ruhe, hat zeit für eine neuausrichtung. in unseren städtischen landschaften wird jetzt allerdings der beginn eines neues wirtschaftsjahres markiert, vielleicht benehmen sich die menschen im herbst in den büros in ihrer arbeit deshalb so, wie sie sich benehmen. immer im herbst entsteht in den büros eine andere eigene spannung in den arbeitsabläufen. die menschen sind knatschig, unwirsch, meckern, sind unzufrieden, viele werden krank, bekommen grippe. ich werde heute mein kleines teelicht mit ins büro nehmen. bis ende dezember wird die kerze morgens ihr licht verbreiten, mich mahnen, trotz der vielen arbeit, den herbst und den beginnenden abschluß des jahres in meinem innen zuzulassen, ihn nicht zu überarbeiten.