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Die masten sind vielleicht die schon den wettern winken
Die gleichen die im sturm einst mit dem wrack versinken
Nur splitter trümmer · fern der insel grünem flor…
Doch lausche o mein herz lausch dem matrosenchor!…
(Stéphane Mallarmé übertragen von Carl Fischer)
Heute Morgen versuchte ich den gestrigen Tag zu zeichnen. Er liegt am Grund wie ein versunkenes Schiff, ein Wrack, unter den Wogen der Nacht, die ihre halbwachen Träume begräbt. Ich erinnere mich nicht mehr an Bildrechte. Schietegal, ob jemand sich selbst schadet. Jeder Mensch, das schrieb ich gestern an ANH, schadet sich mindestens einmal am Tag selbst. Das liegt in seiner blinden Natur, die schon den Tellerrand für Niemandsland hält. Schnoddern wie Knotscher wäre eigentlich angesagt, Wortboote gegen den Strom, die mitreißen. Dazu bin ich nicht besoffen genug, Und selbst wenn, die Strömung ist stärker und erzwingt jene Wendung, die Boote, alles vermaledeite Sätze ohne Punkt und Komma, hilflos in die Kaskaden treibt, wo sie fallen, stürzen, zerschellen, untergehen. Es folgt ihnen das Licht. Weiß, grün fällt es im Fallen von zerbrechenden Masten, splittert versickernd ins Auge des Maelstroms. Die Kompassnadel steht auf Nacht, Zittert fliegend nach, den schlängelnden Schlingen des Meeres entgegen. November ist dort wo die Sonne sinkt, wo zwischen Hieb und Stich versengte Algen an sich selbst kauen. Wirf das Meer über Bord. Lass die Anker rosten. Scheiß auf Sextanten. Homer alias Ptolomäus treib dein Messer in die Wellen. Erzähl uns nix, treib, treib, treib das Messer in die Gischt. Wer sinken will, muss singen, nicht quatschen. Still ruht die See.
>>>>Bildquelle: Susanne Knaack. Stürzend, 2006, Acryl auf Leinwand, 150 x 100 cm
Wieder: Lieber Reichenbach, ich verstehe Ihr Unverständnis. Dennoch, was Sie vermutlich nicht wissen (können), ist Näheres zum Adressaten. Er ist noch sehr, sehr jung. Insofern ist Ihre Einlassung wie mit einem Baseballschläger auf eine einzelne Tulpe geschlagen. Das tut mir für die Tulpe weh, denn sie steht da ziemlich allein im Beet und ist dabei so schön: „schön“ meint – nein, kein Machismo – das Talent. (Ich möchte deshalb, behutsam, auch nicht drauf verlinken.)
Lieber ANH,
Baseballschläger finde ich ein wenig zu stark für eine marginale Einlassung, die nur Anlass, nicht aber Ursache für meinen etwas gefühligen, grollenden Text gewesen ist. Ich habe nur noch einmal meinen Unmut von Bord geschmissen, um genau wieder den freien Blick für das Talent zu gewinnen, den ich brauche um Tulpen von Disteln unterscheiden zu können. Dass es sich bei der von Ihnen nicht genannten Adresse um eine große Begabung handelt, ich konnte mich mittlerweile ein wenig sachkundiger machen, steht für mich außer Frage.