Vierter Tag vor den Kalenden. Dies comitialis.
„Wird sicher ein reflexiver Winter werden. Ein Aufräumen. Immerhin ist noch der Wille da, mich dem zu stellen. Solange der Körper noch da ist.“ Schrieb ich an Jemanden. Dies auszuspinnen behielt ich mir für hier vor. Aber wahrscheinlich war das Vorbehalten nur eine Vorwand, es nicht gleich weiter ausspinnen zu müssen, was auf jeden Fall besser gewesen wäre. Der Gedankengang ist weg, und draußen tobten sich heute die Elemente aus: „Un cielo sinistro“, dachte ich auf meiner üblichen Autotour der Genußmittel wegen. Sogar der Strom fiel länger aus, als es sonst bei Gewittern manchmal geschieht, wenn der Bildschirm plötzlich schwarz wird, aber sofort wieder Lebenszeichen von sich gibt. Ich mußte dieses Mal warten. Die gestern erwähnte Panik hatte mich nämlich vor kurzem selbst im Würgegriff. Die im August lieb- und lustlos hingefetzte Übersetzung eines saumäßigen Textes rächte sich: halbes Geld wegen der nötigen Revision, das Risiko, die betreffende Agentur zu verlieren. Was ein harter Schlag wäre. Die Schwarzmalerei dauerte indes nur zwei Tage. Als Hintergrund, den sie hervorgebracht, aber bleibt sie mir vorerst erhalten, ohne daß ich fiebrig daran weiter malte. Der „Wille“, mich dem zu stellen, ist aber eher die im nachhinein empfundene „Lust“, anhand unscheinbarer Kniffe wieder scheinbar zu sein (ähnlich wie beim Verlegen von Streichhölzern, wo beispielsweise als Summe von 5 + 5 + 5 irgendwie eine 540 herauskommt). Aber wieso hat das mit dem Körper zu tun? Vielleicht stellte ich diesen Zusammenhang aufgrund der Beschreibung her, die meine eine Schwester von ihrem sich aus dem Leben schrumpfenden Schwiegervater machte: „Nur noch Haut und Knochen. Wir rechnen jeden Tag damit.“ Der endgültige Zerfall im Alter. Sofern aber kein Zerfall an mir bemerkbar ist (lassen wir mal den abgebrochenen Zahn von neulich, dem der Zahnarzt derzeit eine Krone vorbereitet), bin ich noch Körper. Und? Hier wäre jetzt vielleicht ein Exkurs über Mengenlehre oder ähnlichem angebracht, der dem Abstrakten des Ganzen wie des Einen in der theoretischen Erwägung einer Berührung im Unendlichen den Vorschub leistet, den ein Besuch auf gewissen Pornoseiten eben doch nur vorzutäuschen vermag. Aber wer „Glück“ sagt, dem ist es schon vorüber, wie alles, dessen man sich bewußt wird. Es bleibt der Wiederholungszwang. Der aber exaltiert umgekehrt proportional dasjenige, was in seinen verschwindenden Konturen zwar da ist, aber nicht mehr dem Ursprünglichen gleicht, das er um so mehr glaubt haben zu müssen, als er sich davon entfernt und sich dem anderen Ur-sprung nähert, der ihn erwartet. (Doch lieber „Blackbird singing“ von den Beatles! (über deren Verdienst auch nachzudenken wäre (so oft, wie ich sie in letzter Zeit höre : mit Wohlwollen))).
Non più cielo sinistro, ma semplicemente buio.