Arbeitsjournal. Freitag, der 5. Dezember 2008.

5.31 Uhr:
[Am Terrarium.]
Erst knapp vor halb zwei im Bett gelegen, nach dem Carla-Bley-Konzert mit K. und dem Profi noch einzwei Wein trinken gewesen, dann durch die Nacht mit der U-Bahn heim, jedenfalls bis Stadtmitte, wo wir auf einen Bahnsteig zur U2 umsteigen mußten, die aber schon nicht mehr kam: out of Service vermeldete die diodene Leuchtschrift; K. sofort zur Not- und Infosäule; was uns von dort als Empfehlung vorgeschlagen wurde, war zu kompliziert für die Müdigkeit; also doch ein Taxi genommen. Hier wartete denn noch K.s Freundin, die die Kinder ge„sittet“ hatte, und es wurde ebenfalls noch etwas geplaudert; unterm Strich fiel es mir dann eben schwierig, um halb fünf hochzukommen, und es wurde zehn nach fünf daraus. Was mich ein bißchen in Arbeitsbedrängnis bringt. An sich hätte ich vor dem allgemeinen Wecken gern meine Kritik wenigstens bereits skizziert. Okay, ich muß auch noch, wie immer, bevor ich über solche Konzerte schreibe, meine Aufnahme durchhören, die diesmal unter etwas erschwerten Bedingungen entstand: wir hatten direkt im Rücken einen Ordner, der argwöhnisch darauf achtete, daß niemand fotografierte (!); dennoch sind K. vierfünf Bilder gelungen, von denen ich eines nachher mit einstellen will. Auch ich versuchte einmal einen Schnappschuß, mit dem Mobilchen. Doch verrenkte ich mich in meinem enormen Bemühen um Unauffälligkeit derart, daß mir der DAT-Rekorder vom rechten Schenkel rutschte und mit heftigem Poltern zu Boden ging. Zwar hatte ich ihn ruckzuck wieder angeschlossen und auch die richtige Tastenkombination gedrückt, so daß die Aufnahme weitergehen konnte, aber es wird nun auf dem Band ein musikalischer Kontinuitätsriß sein. Mal sehen. Jedenfalls, was meine Kopfhörer mir soeben vorspielen, singt von einer s e h r schön gewordenen Aufnahme; K. hatte recht, als sie gestern nacht noch sagte, möglicherweise klinge die Aufnahme später noch schöner als das Konzert selbst. Tatsächlich nimmt sie ein wenig den Hall aus der Akustik des Kirchenraumes heraus, in dem das Konzert stattfand; sie ist durchsichtiger als das, was ich gestern abend gehört habe. Spannend. Aus solchen Phänomenen lassen sich ästhetische Schlüsse ziehen, zu denen sicherlich gehört, daß man, ist man rein auf die Musik konzentriert und wird nicht von solchen Begleiterscheinungen wie Ordnern im Rücken, Publikum, Lichteffekten undsoweiter abgelenkt, die Kopie (die Aufnahme) fast innerlicher wahrnimmt als das Original. Mir ist das mit meinen Aufnahmen schon oft so gegangen, besonders auch in der Oper, deren Szene von der Musik ziemlich ablenken kann. Beim Carla-Bley-Konzert gestern abend wird das besonders klar, wenn etwa das helle Metall-Xylophon nur zu hören, als Klangfarbe, und nicht auch der Musiker zu sehen ist, wie er drauf rumplinplangt; das gleiche gilt für die immer wieder mal eingesetzten Glocken. Werden sie mit dem Hämmerchen angeschlagen, und immer von einem anderen Musiker, sieht es albern aus; dem Klang f e h l t diese Albernheit. Doch zum Konzert nachher mehr, wenn ich geschrieben haben werde; ich lege dann von hieraus einen Link.
Zum Konzert selber nachher, wenn ich geschrieben haben werde; ich lege dann von hieraus einen Link.

Mit der Post gestern noch nicht so richtig weitergekommen; also stehen für heute vor allem Administratives und das Cello an; abends wird K. mit ihrer Freundin unterwegs sein, indes ich die Kinder „bewachen“ werde. Aus der Räum- und Säuberungsaktion der letzten Tage muß ich mich erstmal wieder konsolidieren, dazu gehört vor allem die Pflege meiner Hände: die haben von den scharfen Putzmitteln so viel mitbekommen, daß es ihnen, sagen sie mir seit gestern unentwegt, bis zum Hals steht (der für sie, nehm ich mal an, die Handwurzel ist).

Gibt es eigentlich noch die BAMBERGER ELEGIEN? Und w i e war das? Wie lange hat Rilke an den Duineser schließlich gearbeitet?

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