6.58 Uhr:
[Arbeitswohnung. Busoni, Doktor Faust, ff (Cass-„Projekt“ Nr. 98). Latte macchiato.]
Eben erst aus dem Bett gekommen, dabei war ich pünktlich um fünf Uhr wach, stellte aber den Wecker aus und blieb unter der neuen schweren Dcke liegen, die ich gestern vom Am Terrarium wieder hierher zurückgeholt hatte. Ich hatte Entscheidungen getroffen, darunter seine s e h r schwere, hatte den ganzen Tag über nachgedacht und formuliert, neben meinem eigenen Cello-Unterricht, neben dem Üben mit meinem Jungen, dem Auswendiglernen von Gedichten, den Gesprächen in Skype und sonstwo. Dann mich hingesetzt und formuliert, wieder durchgesprochen, wieder formuliert. (Wundervoll, der Busoni).
Die Nacht schließlich klang zum Nachspiel mit dem Tristan-Vorspiel aus, Zugaben waren Purcell und Britten. Dann war es zwei Uhr nachts. Ich habe mich also neben vielem viel Weitergehendem dazu erschlossen, den Heiligabend bei meinem Jungen und den Zwillingen zu verbringen; er fragte mich. So wird’s denn auf andere Weise hart. Sollte allerdings Herr Laurin auftauchen, ginge ich wortlos, um jeden, sowieso, sinnlosen Streit zu vermeiden; das muß ich mit meinem Jungen aber besprechen, es darf nicht so sein, daß ihm nun mein Verhalten einen weiteren Schock versetzte. Ich denke aber nicht, daß sowas passiert.
Heute morgen muß ich dringend den Vollstreckungsbeamten anrufen, daß er mir bitte für morgen einen etwas genaueren Termin nennt als nur „zwischen 8 und 16 Uhr“; ich werde den Tag über viel unterwegs sein, und am Nachmittag müssen mein Junge und ich zu dem Weinachtskonzert, um dort am Cello zu sitzen. Wunderbar ist, daß wir zum ersten Mal gemeinsam als Duo auftreten werden, mit zwei Weihnachtsliedchen, nicht mehr, alles wirklich noch ganz unten. Aber es wird sein.
DER ENGEL ORDNUNGEN sind noch immer nicht da.
Meine Arbeitslust ist gedämpft; besser, ich lese (und höre dabei Musik, die mich ja so gut wie immer sediert); und übe Cello. Nicht mal die Kinderopernkritik habe ich hinbekommen – auch gestern eben nicht. Dabei ging es mir eigentlich ganz ruhig. Nur jetzt hab ich einen etwas dicken Kopf. Außerdem hab ich noch ein weiteres Amtstelefonat vor mir und möglicherweise einen Termin. Nachmittags wird wieder mit dem Buben geübt, damit wir für morgen sicher sind. Zur Post muß ich auch noch. Und an die Steuererklärung, die ich bis zum 28. abgegeben haben soll. Auch in den Belegen ist jetzt also Ordnung zu schaffen. Zur Neuordnung im Leben.
12.23 Uhr:
Frühstück „sitzt auf“: Speck in der Pfanne, zwei Eier darauf und daneben, auch in der Pfanne, eine Scheibe – mir war aus Gründen, die ich nicht sagen will, nach der Schweiz – Raclette. Den Vormittag >>>> mit einem Gedicht erbracht. Ich ändere dauernd noch dran, manches können Sie sehen (Durchstreichung), anderes ändre ich ohne Nachweis. Hunger. Ans Cello bislang noch nicht gekommen (es waren auch Telefonate noch wegen der neuen Situation).
Wieder keine Engel. Der Paketdienst stand vor der Tür, als ich Brot holen fuhr.