Die Dschungel. Anderswelt.

Dritter Tag vor den Iden. Carmentalia (der italischen Göttin Carmenta geweiht, die habe prophetische Gaben gehabt). Dies nefastus publicus.
Carmenta, Carmen, Karma, Karmann Ghia. Bloß eine Klangreihe. Nichts weiter. Carmen und Karma hätten schon eher etwas zu tun mit gestern. Am Vormittag fiel mir wieder ein: unbedingt den Friedhof der Nichtkatholiken in Rom besuchen! Nie dort gewesen. T. war gleich einverstanden, sie wohnt in der Nähe. Und dann tatsächlich das Gefühl, dort sei eine Heimat für all die Fremden, die dort liegen. Auch Gadda. Waiblingers Grab suchte ich vergeblich. Das wäre auch ein Gruß an Hölderlin gewesen. Blumenbäume blühten. Pinien schirmten. Hinter der altrömischen Stadtmauer ferner Verkehr. Die Pyramide des Cestius. Metaphysisch? Aber ich kann mit dem Wort nichts anfangen. Zuweilen die hypertrophe Selbstdarstellung im Tode. Die Selbstüberschätzung, die nur dann tatsächlich im Riesenstein ein Totes wird und bleibt. Dasselbe gilt natürlich für die Pyramide, die sich Cestius als Grabmal errichten ließ. Das Monument erinnert irgendwann nur an sich selbst. Außer im Falle Belindas bzw. im Falle Belindas erinnert es an eine Möglichkeit des Möglichen.


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It might make one in love with death
to be buried in so sweet a place.
Dort unter Heimatlosen begraben liegen, täte mir mitnichten leid. An das Leben zu denken, erinnerte mich indes T. als Freundin beim Tee bei sich. Auf der Heimfahrt dann die durch Lesen überwundene Ungeduld, bei mir das Licht und die Heizung einzuschalten und die Flasche Vin Santo zu öffnen, die ich mir gekauft hatte. 16 Grad hatte ich in der Wohnung. Vorgestern abend eine Schachtel Mozartkugeln aufgemacht, die mir eine Ex-Schwägerin als Neujahrgeschenk in Amelia bei den Neffen gelassen hatte. In der Schachtel war eine CD. Mozart-Ouvertüren und -Arien. Da habe ich viel lächeln müssen.