7.41 Uhr:
[Clipper Boardinghouses, Hamburg. Quintal Brasileiro, Abstrações.]Die Überkleberei ist mühsam, vor allem, weil ich so genau „arbeiten“ muß, daß sich >>>> die überklebten Seiten vom Text nicht ablösen lassen – oder die ganze Seite soll zerreißen. Also habe ich gestern seit meiner Ankunft gegen elf Uhr vormittags bis zum Abend um 19 Uhr ganze zehn Exemplare geschafft. Da muß ich heute schneller sein, zumal erst ab neun Uhr jemand im Verlag sein wird; von mir aus hätte ich schon um sechs oder sieben Uhr begonnen. Freilich, ich habe lange geschlafen heute, weil ich abends nach einigem Rotwein dann auch noch meinen Malt getrunken habe, den ich zu Zeiten in dem sehr schönen metallenen Flachmann bei mir trage, den wiederum ich aus meiner Zeit in Tokyo mitgebracht habe. Diese >>>> Clipper Boardinghouses sind übrigens hoch angenehm, auch wenn mir ein wenig der Frühstücksraum fehlt; ich frühstücke in Hotels ja immer, anders als daheim. Clipper ist aber vor allem auf längere Aufenthalte angelegt, es gibt eine kleine Küche in der Suite, was für Selbstversorger (und Fischkäufer wie mich) ziemlich ideal ist, doch eben a) wenn man’s weiß und b) ein paar Tage bleibt. S e h r schön: Es gibt eine Midi-Stereoanlage, die sogar gut klingt, einen richtigen Schreibtisch, ein überaus großes Bett, das Lust auf mehr macht, zwei Wände tragen elegant länggestreifte Tapeten in Türkis und Elfenbein, die anderen Wände – mit Drucken von Renaissance-Fresken – sind hell, das Sofadesign flirtet, aber zurückhaltend, mit den gestreiften Wänden; vor dem Sofa steht ein niedriger Holztisch im Kolonialstil.
Wir aßen beim, kann man sagen, Familien-Italiener des Verlages; spät zog ich… nee: wuchtete THETIS, BUENOS AIRES und die paar Kilo gebondagter ARGO raus und legte dieses Tryptichon vor Lektorin und Verleger; es war eine Art Überrumpelung, weiß ich; Hunger macht aber immer nur die Sinnlichkeit, nicht, wenn abstrakt was vorerzählt wird. Für mich bedeutete ein Ja des Verlages, daß ich die Arbeit nun unverzüglich wieder aufnähme, v i e l Arbeit, zweimal je ungefähr 400 Notate sind einzuarbeiten, der Text ist zu straffen, dazu auf die beiden anderen Flügel hineinzuperfektionieren; käme es zu einer gleichzeitigen Neuauflage von THETIS und B.A. erleichterte das einiges, weil ich je nach vorn und hinten justieren könnte; aber da zögert der Verlag: 2500 Seiten, leichtes Raunen über die Haut der Arme, „teuer ist das“, „ja“. Außerdem, wer soll sowas kaufen? Ich verstehe das gut und teile die Bedenken. Andererseits weiß ich von jenen, die sich suchtartig durch THETIS gelesen haben; anders als >>>> Marianne Fritz‚ens Riesenwerk gibt es eigentlich keine anderen Probleme der Apperzeption als rhythmische, die mir dann immer als manieriert aufprojeziert werden: Reaktionsbildung des abwehrenden Geschmackes, um das mal s o auszudrücken. Wer sich hingegen einläßt gleitet auch über die Ungeheuerlichkeiten wie durch antik Tragögisches. Das sie ja sind.
>>>> Die Schuber, erfuhr ich gestern, seien eigentlich schon alle wegbestellt. Also überlegen wir bereits eine zweite Serie. Angelegentlich dieses Umstandes möchte ich daran erinnern, daß die >>>> AEOLIA mit Autograph und Handzeichnung noch für den Preis einer Monatsmiete meiner Arbeitswohnung (175,50 EUR) zu bekommen ist; noch dreimal in der ersten Serie, nicht mehr. >>>> To whom it may concern. O h n e Autographen und Handzeichnung bestellen Sie bitte zum ziemlich kleinen Preis von 50 Euro >>>> dort.
[IC Hamburg-Berlin.]
weil das angeblich die Aggressionen der
Bahnhofsherumsteher in den Äolus klimpert.
Von gestern auf heute nicht mehr als 25 Bände geschafft, gestern von 11 bis 20 Uhr, allerdings mit allerlei Dazwischengeplauder, heute von 9 bis 19 Uhr und o h n e Zwischengeplauder nur geklebt und geklebt. Die „restlichen“ Bücher werde ich nun in Berlin kleben müssen; momentlang hatte ich überlegt, noch einen Hamburg-Tag dranzuhängen, aber das wäre ein Tag mehr ohne meinen Jungen gewesen, zudem hätte mein Cellounterricht morgen gecancelt werden müssen, und ich bin eh in diesem Februar dauernd auf Achse: übernächsten Freitag bis Sonntag zu dem >>>> Lyrikseminar in Frankfurtmain (bei Interesse: es sind noch Plätze frei; Anmeldung >>>> dort) und am Freitag und Sonnabend drauf auf einem >>>> Colloquium an der Fernuni Hagen.
Eben noch mit dem Profi telefoniert, er wird mich wahrscheinlich in Berlin vom Hauptbahnhof abholen, damit wir gemeinsam >>>> in der Bar unsren Champagnercocktail nehmen und dabei einiges plaudern können. Ich denk mal, daß ich etwas nach Mitternacht in der Arbeitswohnung sein werde.