der riesling hat 13,5 umdrehungen. er ist evil. gestern bescheinigte man mir in einem chat eine drogenpersönlichkeit. ich redete wie ein junkie. tja. ich bin ja auch depressiv. ich vertrag ja auch nur zwei gläser riesling und fühl mich sturzbetrunken. dazu werde ich bestimmt betrogen. es ist verrückt, was solche – hier passt der titel mal nicht schlecht – ‚einflüsterungen von seitlich‘ alles bewirken. da hilft nur eins, leben ändern. am besten zurück auf die insel, schnorchel und flossen umwickeln, abtauchen. virtualität ist evil. allerdings hätte ich eine idee für einen roman, aber da ich ja keine romans schreibe und mich nach den ersten drei seiten mit mir und meinen romanbestrebungen bestimmt langweilen würde, werde ich sie wohl nie ausführen.
man könnte den chat als eine art hades betrachten, in den ein orpheus hinabsteigt, um nach seiner eurydike zu suchen, nur dass ihm von anfang an bewusst ist, dass es nur eurydike look-a-likes sind, denen er dort hinterher jagt, weil eurydike sich dort gar nicht aufhält. vielleicht steigt er auch deshalb erst in den chat, weil er sich dieser bewusstheit berauben lassen will, eine art löschung seines realitätsgedächtnisses bewirken. wie benjamins engel der geschichte steht er mit dem rücken zur realen welt der gerüche, geräusche, der haptik und schaut in seine virtuelle sehnsuchtswüste und wie in platons pausenraum beginnt er diese welt, die sich ganz ohne sinnlichkeit vollzieht, für seine wirklichkeit, die es ja auch ist, zu nehmen. irgendwann aber blickt er sich wieder um zum verlorenen real space, der ihm darauf entschwindet, wie eurydike ihm entschwunden ist, die sich aber inzwischen ihrerseits auf die suche nach orpheus im cyberraum gemacht hat, aber er erkennt sie nicht mehr, weil sie in seinem gedächtnis ja noch als reale person existiert.
dann dachte ich darüber nach, dass das angemessene medium für sao paulo eigentlich eine oper sein könnte. aber ich habe null ahnung von libretti, noch wüsste ich, wer sie komponieren sollte. andererseits gefallen mir dinge, von denen ich wenig weiss. gerhard roth, der neurobiologe, hat dafür die erklärung, dass unser gehirn überraschung als belohnung erlebt, vielleicht ist es also mein dämon der selbstüberraschung, der mich treibt. wieso aber kleben so viele dann an der wiederholung? chats laufen immer gleich ab.
ich wähle mich mit einem dämlichen nick ein, je eineindeutiger, desto grösser die blinkorgie, ein modernes chatgedicht geht so:

hi
m o w?
wie alt?

jeder kann es zitieren.

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