… etwas in meinem innen trennt sich von mir, ich kann es nicht benennen, ich weiß nur wie es sich anfühlt, und das es zu mir gehört, aber auch, daß diese trennung von diesem teil meines innen unausweichlich ist. sicherlich… meine großmutter gab mir ratschläge, aber ich habe nicht damit gerechnet, daß das phasenweise so weh tun kann. es ist nicht so, daß ich das gefühl einer entstandenen leere im sinne einer räumlichen bedeutung hätte, es ist eher so, daß es einfach weg, nicht mehr da ist. was weg ist, hinterläßt keinen raum, den man dann mit etwas anderem füllen könnte. es bewegt sich auf einer ganz bestimmten ebene. es ist die gleiche, die ich damals empfand, als ich mein kind tot gebären mußte. damals brauchte ich eine ganze zeit, bis ich meinen zyklus, mein innen wiederfand. ich empfand in der zeit danach damals das gleiche gefühl wie jetzt, es war ja nicht nur der schmerz um mein kind, sondern da war noch ein ganz ganz anderes gefühl. ich frage mich, warum jetzt genau dieses wieder so hoch kommt. vielleicht deshalb, weil ich damals sehr bewußt mein kind an mutter erde zurück gab, mir klar war, daß eine frau das leben, aber auch den tod gebären kann. mutter erde gibt, aber sie nimmt auch wieder. sie stattet mich als frau mit der fähigkeit aus, leben in mir heranwachsen lassen und es gebären zu können. nimmt sie allerdings dieses leben, zwingt dann dazu e s trotzdem gebären zu müssen, geht etwas ins minus, und das ist ein minus, was nicht wieder aufholbar ist. nullgrund. ja, genauso fühlt sich das an. mein garten sieht wie geleckt aus, meine wohnung wie ein saustall. es ist mir egal, morgen früh sitz ich wieder in uniform am schreibtisch, und werde wie immer lächeln. eines ist anders…. mein innen ist nicht mehr dasselbe wie noch vor einem halben jahr, und das wird mir jetzt erst klar. ein anderes ist nicht anders… es wird wie immer niemand bemerken. es ist nicht so, daß diese traurigkeit ständig da ist, am tage bin ich abgelenkt, aber wenn diese traurigkeit kommt, dann stürzt sie einfach alles. ich habe angst vor der operation, weil ich nicht weiß, wie sich mein innen danach anfühlen wird. klar werde ich wie immer die große schnauze vorher haben, werde sagen: „alles im grünen bereich, was sein muß, daß muß sein, in drei wochen bin ich wieder da.“ aber ich weiß nicht, w i e ich danach d a sein werde. was in meinem innen wird sich dann noch mehr verändern. so oder so ist es im wahrsten sinne des wortes eine trennung von einem teil meines innen, vielleicht sind die orgasmen deshalb im augenblick so intensiv. nebenher stelle ich fest, daß mein schädel mich nicht zur ruhe kommen läßt, ich denke gedanken, die ich nie dachte. ich schreib sie auf, besonders intensiv, aber auf einer zwischenebene sind sie direkt vor dem einschlafen, nach dem orgasmus…
ich glaube, ich klinge sehr verzweifelt, bin ich aber nicht, es ist eine unglaubliche traurigkeit in mir. mein innen hat, wenn es denn so fühlt, ein anrecht darauf, und deshalb werde ich mich selbst in dieser traurigkeit aushalten, sie mir ansehen… und wissen, daß sie da ist.
großmutter, du hattest recht: „das ist doch alles einfach n u r eine heilige scheiße.“