A. D. XII Kal. Apr. Anno 2762 a.u.c.

Zwölfter Tag vor den Kalenden. Dies comitialis. Gegen Morgen geht das Pferd unter (Plinius und Columella). Nördliche Winde (Columella).
Ob Pegasus gemeint ist? Das Sternbild habe bei den Griechen einfach Hippos geheißen. Nein, nicht schon wieder Pferde. Das mit den Winden könnte jedoch hinhauen. Draußen schien morgens die Sonne, doch von oben herab fielen Schneeflocken, kleine erst, dann größer werdende. Und dauerte ein ganzes Weilchen. Aber es blieb nichts liegen. Vergebliches Augenzusammenkneifen: der Soratte in der südlichen Ferne hatte keine weißen Striemen davongetragen. Sammetdunkle [erst beim Nachlesen weiß ich um’s Wort] Beule (Höhle?) unterm variantenreichen Himmel den ganzen Tag. In Terni am Nachmittag ganz ähnlich. Nur das nicht die Augen, sondern nur die Hautporen wahrnahmen, was da vom Himmel fiel. Suchte nach Jeans, ohne welche zu finden, die mir gefallen hätten. Wie ich immer nach Vornamen schaue bei den öffentlich angeschlagenen Todesanzeigen: heute gab’s einen Caio Tacito. Publius Cornelius Caius Tacitus. Soll in Terni geboren sein. Die Haupteinkaufsstraße heißt dementsprechend Corso Tacito. Wie ist das, wenn man so heißt? Der Versuch einer Wurzel? Aus der nur ein Tacitus hervorwächst, aber man selber nicht? Find’ ich grausam, solche Namensgebung. Weil so eng ans Lokale, an den kleinen Ruhm einer Provinzstadt gebunden, der nicht mal stichhaltig begründet ist. So provinziell wie ein Plakat, das ich dort heute sah. Eine Image-Kampagne nach dem Motto: Wir bauen Terni. Die Silhouette eines Mannes und einer Frau, er einen Schutzhelm auf dem Kopf, ein Giovanni geheißener, angebliches Alter 35 Jahre: „Wir machen hier Stahl und keine Pralinen“, was ein kleiner Seitenhieb ist auf Perugia, der anderen Provinzhauptstadt in Umbrien (mehr gibt es nicht) und den Schokoladen- und Pralinenhersteller „Perugina“, die dann aber am Schutzheiligen von Terni verdienen, nämlich dem heiligen Valentin, der dort begraben liegt. Naja, dafür haben sie in Terni deutsche Entscheidungsträger: Thyssen. Tacitus: „Germania“. Q.e.d. Wir-Gefühl! Am Ende blieb’s bei einem Palästinenserfummel als Einfach-So-Einkauf. Ganz Einfach-So aber doch wieder nicht. Denn morgen soll’s sonnig werden. Stellte mir also wahrscheinlich ein Wella-Logo-Ähnliches vor als Ersatz für die kurzen Haare. Was dann im Winde weht. Sofern das Thyrrhenische Meer und ich und S. uns morgen treffen. Obwohl S. grad am Telefon wieder zögerlich war. Endgültige Entscheidungsfindung morgen am späten Vormittag. Andeutung einer Alternative. Mag kommen, was will. Ein Gegebenes wird sein. – Das Wort „dono“ jetzt. In all dem schwimmt oben auf „Il dono“, die auf italienisch gelesene „Gabe“ Nabokovs, und ein plötzlich und ungesucht sich hörbar machender Schulkanon: „dona nobis pacem“.

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