Fünfter Tag vor den Kalenden. Dies comitialis.
Ich glaube, die erste Schwalbe gesehen zu haben, ohne mir dessen unbedingt sicher zu sein. Es war die eine Kurve, die etwas Schwarzes zwischen den Lärchenwipfeln des kleines Parks hier unten und dem eigentlichen Ortskern vollführte, die mich einen Moment dieses denken ließ. Einen halben Tag lang überlegt, ob ich morgen nach Tuscania fahre, obwohl S. nicht da ist, sondern wieder mal in Salerno. Man veranstalte eine Exkursion zu einer Nekropole (etruskisch natürlich) und zu einem sonst wegen eines Staudamms stillgelegten Wasserfall des Flusses Marta. Was den ganzen Vormittag dauern würde. Aber erstens hat sich tatsächlich die Arbeit gehäuft (sogar österreichische Patente aus den 30er Jahren und eins von 1915 sind darunter – gut, daß ich ein paar alte, u. a. sogar technische Wörterbücher hier habe, denn da wird das Internet wohl wenig helfen), zum andern ist Regen für morgen angesagt. Also bleib’ ich hier. Beglücken wird mich auch das nicht. Denn der letzte Sonntag hat sich ja mittlerweile doch etwas verflüssigt, wenngleich eine nächste Etappe bereits angekündigt ist. Ich hatte mich angeboten, S. beim Hieven von Möbeln in ihrer Zweitbehausung oberhalb von Orvieto zu helfen. Daß sie’s dankbar angenommen, war schon wieder reichlich Dank. Also nächsten Donnerstag. Man trifft sich zwischen Viterbo und Montefiascone. So komme ich dann vielleicht leichter bis Ostern. Da gibt’s ein Osteressen mit Freunden. S. meinte, mein ungelöstes Problem sei T. Darüber nachdenkend, komme ich aber zu dem Schluß, ich selbst sei mein Problem. Und die letzten sich peu à peu entkörpernden Ehejahre. Die Spirale (Malstrom – hatten wir ja neulich) einer sich öffnenden Leere, einer Entpersönlichung, weil der Spiegel nicht das Bild zurückwarf, das in ihn hineinschaute. [Das Bild, das in den Spiegel schaut; heißt ja wohl das Bild, das man gern hätte von sich, aber nicht ist – das ist tatsächlich alles sehr kompliziert, diese Verarbeitung jener Jahre! (beim Nachlesen)]. (Fast muß ich an den Narziß in Pompeji auf dem einen Fresko denken: er schaut nach oben, und sein Spiegelbild liegt wie ein Teller vor ihm). Aber mir ist darüber zum Glück nur der Bart grau geworden (obwohl, die Schläfen…). Kurz, es wäre da einige Angst zu überwinden. Vor mir selbst. Die Psyche ist ein ungastliches Eiland. Irgendwo im Indischen Ozean Richtung Antarktis. Dahinter steht dann vielleicht in Klammern „frz.“ oder „engl.“, obwohl dort nur Vögel (sic!) nisten, die Eier legen. Die ich grad gegessen. Aus der Legebatterie in Italien in der Provinz PG (Perugia) in der Gemeinde 051 im Betrieb 746, verantwortlich ist die Hühnergruppe B4. Ich habe zuvor erstmals ein Ei studiert. Egg-zentrisches I-Land. Auf italienisch ließe sich noch ein e-[c]centrico zaubern. Wobei allerdings das E für Europens Isthmus steht, der sich da aus dem dicken, fetten Eurasien herauspickelt. Und icke mittendrin. Im Kirchenstaat! Daß es das gewesen, tut diesem Mittelitalien sehr gut. Industriell unterentwickelt und dennoch nicht arm. Drum immer noch viel Wilderness. Doch, wär’ gern mitgewandert morgen.
ist das das leben fragt man sich manchmal/
schwalbeneier stempeln und schönere tage/
beschwören
nein. nur der tag.