HAMBURGER OSTERTÖNE – Brahms und die Moderne

Vier Tage prall gefüllt mit Musik – und trotz wunderbaren Sommerwetters strömten die Besucher in die ehrwürdige Laeisz-Halle in Hamburg. Schon das Auftaktkonzert bot Besonderes. Wolfgang Mitterer stellte sein „Stilles Bild“ für Orgel und live electronics erstmals vor, Auftragswerk der Hamburger Ostertöne. Das rund halbstündige Werk riss betörend stilsicher und ausdrucksvoll in das übergeordnete Motto der diesjährigen Musiktage hinein. Mitterer liess in seine Synthesizerklänge verfremdete Ausschnitte aus dem Brahms-Requiem einfließen, kreierte eine tief bewegende Atmosphäre, die auf die jenseitige Welt zeigt, in der eigene Erinnerungen an Brahms erscheinen könnten. Der Komponist ließt sich nicht von den unendlichen technischen Möglichkeiten der Technik verführen, sondern ging sparsam mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln um.
Hamburgs Opernchefin, Musikalische Leiterin und Schirmherrin des Festivals um Brahms und die neue Musik Simone Young dirigierte anschließend mit dem ihr eigenen Schwung das Brahms-Requiem, Ausführende: die Philharmoniker Hamburg, der NDR-Chor, Wolfgang Koch (Bariton) und Vida Mikneviciute (Sopran).
Kleine Formen – „Miniaturen“, wie der Beitrag von Alban Nikolai Herbst zum sehr umfassenden und informativen Programmheft übertitelt war – standen im Mittelpunkt dieser Ostertage. Das Arditti-Quartett, Spezialist für Neue Musik, präsentierte am Karfreitag Nonos „Fragmente – Stille. An Diotima“ und Olga Neuwirths „Settori“ und „Akroate Hadal“, im zweiten Teil des Konzerts Wolfgangs Rihms „Grave ‚in memoriam Thomas Kakuska‘ für Streichquartett, Brahms‘ Streichsextett Nr. 1 B-Dur op. 18 und Schönbergs „Verklärte Nacht“. Dabei geriet den Ardittis der Brahms unerwartet nachlässig. Ebenso kämpfte der Pianist Lars Vogt mit dessen Sonate für Viola und Klavier Es-Dur op. 120,2, Ostermontag nach Alban Bergs Klaviersonate op. 1 und Weberns Vier Stücke für Violine und Klavier op. 7 angesetzt. Musikalisch aufregend das „Ensemble Recherche.
Es gab auch in diesem Jahr wieder den traditionellen Liederabend des Opernstudios im Brahms-Foyer, der durch seine hochklassigen Solistenh gefangen nahm.
Am Sonntag konnten die interessierten Festival-Besucher das Klanforum Wienh erleben. „Free radicals“ war das Thema und brachte viele kleinformatige Kompositionen und experimentelle Kurzfilme.
Das Abschlusskonzert bot dann nochmals Allerbestes: Das engagiert aufgestellte Bundesjugendorchester, Leitung Peter Hirsch, spielte Alban Bergs „Drei Stücke für Orchester“ op. 6. Als Höhepunkt des Abends kam Olga Neuwirths „… miramondo multiplo …“ für Trompete und Orchester zu Gehör, das Reinhold Friedrich als Solist an der Trompete interpretierte. Dieses großartige Werk, das aus der Leidenschaft der Komponistin zu diesem Instrument geboren wurde, sollte zukünftig häufiger in die Programmgestaltung der Konzertsäle Einzug halten. Es wurde übrigens vom NDR aufgezeichnet und wird am 31. 5.09 um 22.05 Uhr auf NDR Kultur gesendet.
Simone Young dankte Kultursenatorin Karin von Welck und Michael Göring, ZEIT-Stiftung, aus- und nachdrücklich für deren großzügige Unterstützung der OSTERTÖNE, die so gelungen Türen für moderne Musik auch diesmal öffneten und gekonnt Verbindungen zur Tradition herstellen. So bleibt zu hoffen, dass es im nächsten Jahr so weiter geht. Die Pläne liegen schon in der Schublade.

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