…. sie wird bis dienstag bleiben, weil ich montag und dienstag kurzarbeit mache, also zuhause bin. baustellen, baustellen… bau:stellen hat sie. hab mich gestern hingesetzt und stellengesuche für sie rausgesucht, ihr die ganzen links geschickt. zuerst muß sie ihre jobsituation klären, damit sie für die prüfung wieder klar denken kann, danach kann sie sich eine andere wohnung suchen. es geht nun mal nicht alles auf einmal. es wäre nichts schöner, als die stadt (ihren arbeitgeber) nach diesem ganzen hickhack in den arsch zu treten, davon ganz abgesehen würde sie in einer privaten einrichtung mehr geld verdienen. morgen wird sie telefonieren, sich wenn möglich, dies riet ich ihr, vorab kurz persönlich vorstellen, und dann bewerbungen schreiben. die stadt hält sie hin, weil die vorgesetzte der vorgesetzten nicht damit einverstanden ist, daß sie in ihre alte kita wieder zurück will. und warum nicht?, weil man von meiner schwester erwartet, daß sie die unfähigkeit der obrigkeit auslöffelt. jetzt wird eine neue stelle gesucht. vier der inserate sind, auch in bezug auf die kleinkindpädagogik, genau auf meine schwester zugeschnitten. ergo… bewerben. versuch macht klug. „kannst du mir helfen?, hab ja seit 25 jahren keine bewerbung mehr geschrieben.“ na klar kann ich, schnell heute noch bewerbungsmappen geholt. ihre prüfungsarbeit werde ich am wochenende auch überarbeiten… 34 seiten, erst aufbau, satzstellung, grammatik, dann das layout. einen tag wollen wir an das wasser, sie hat sehnsucht nach der ostsee. ich freue mich sehr darüber, daß sie kommen wird, wir haben uns so lange nicht gesehen.
meine situation wird sich erst in den nächsten tagen klären, weil ich rausfinden muß, ob ich das, was ich tun will, tun will, weil ich das schon immer tun wollte, oder nur deswegen, weil meine mutter mir das damals verweigerte. letzteres wäre eine denkbar schlechte ausgangssitution für die künftige. wenn ich mich entscheide, muß mir klar sein, warum ich entscheide. am samstagabend begleitet mich meine schwester, wir fahren zu einem infoabend, zu dem ich, nach einem sehr persönlichen gespräch, welches fast drei stunden dauerte, und einfach nur gut tat, eingeladen bin. eine dame, 70 jahre alt, saß mir gegenüber… unglaublich, ihre ausstrahlung. am ende des gespräches stellte ich ihr eine randfrage: „sie suchen nicht zufällig eine sekretärin?“ sie lächelte…. „das wäre eine überlegung wert, auch deshalb, weil ich beizeiten eine nachfolgerin suchen muß.“ nun werde ich zu diesem infoabend gehen, sie erwartet viele viele fragen, die ich definitiv, trotz des gespräches stellen werde. meine freundin erklärt mich für verrückt: „das glaub ich ja jetzt nicht, das kannst du doch nicht machen, denk doch mal daran, wie alt du bist.“ „ja… wie alt ich bin, genau deswegen….“ für alles, was man in deutschland beruflich tun will, braucht man entweder einen persilschein, oder eine staatliche zulassung… oder beides.
mein chef merkt, daß was im busche ist. nach einem erneuten streit schlug ich ihm vor, daß ich meine art und weise zu arbeiten, gern analysieren lassen würde. wir haben bei uns im unternehmen jemanden, der das macht. „warum wollen sie das tun?“ „herr dr. **** wird mir sicherlich sagen können, was ich verbessern kann.“ „im großen und ganzen machen sie ja alles richtig…“ „ahja?“ „das können sie ja machen, wenn ich mal nicht da bin.“ „nein, sie müssen da sein, er muß uns in unserer zusammenarbeit sehen und bewerten können.“ „nein, damit bin ich nicht einverstanden, sie wissen, was für ein chaot ich bin.“ „ja, ich weiß das, sie aber nennen es das leid der assistentin, und damit bin ich nicht einverstanden.“ am ende des gespräches wagte er es tatsächlich zu grinsen: „sie haben keine andere wahl, sie wollten diesen job.“ „wissen sie was?, wenn ich eines habe, dann ist es die wahl“, antwortete ich, ging und schloß seine tür. seitdem ist er ruhiger, guckt mich immer ziemlich komisch an, was mir scheißegal ist. er bekommt jetzt auch jeden morgen die gleiche teetasse wie herr dr. ****, darauf bestand er. sein kollege, mein zweiter chef, trinkt seitdem ich dort arbeite, seinen tee aus seiner eigenen tasse. „wieso bekommt herr dr. **** eigentlich immer diese teetasse?, ist die nur für die höheren angestellten?“ die kollegen verlieren ihre arbeitsplätze… und ich bestell ihm ne teetasse, weil er die gleiche wie sein kollege haben will. wer ist hier eigentlich gestört. der nächste streit ist schon vorprogrammiert, die mitarbeiter sollen, wenn sie in den urlaub gehen, trotzdem an kurzarbeitstagen kurzarbeit ins system eingeben, damit das unternehmen auf den mindestanteil von 10 % kommt, was in der urlaubszeit wohl schwierig werden wird, und wenn ich dann noch sehe, wer alles auf den negativlisten steht, wird mir richtig schlecht. wenn in anderen abteilungen genug zu tun ist, wird dort keine kurzarbeit gemacht, ich werde zu kurzarbeit verdonnert, obwohl ich den schreibtisch mehr als voll habe. „sie haben vorbildfunktion. dann bleiben sie abends mal länger, wenn sie was aufzuholen haben, aber machen sie wenn möglich noch ein paar minustunden, damit sie länger bleiben können, wenn ich sie abends brauche.“ „können sie das bitte noch einmal wiederholen?“ „wie bitte?“ „können sie das bitte wort für wort noch einmal wiederholen?, ich hab’s nicht verstanden.“
tief durchatmen…. alles einige tage in die hände nehmen, bewegen, den atem das klären lassen.