7.32 Uhr:
[Arbeitswohnung. Uuno Klami, Merikuvia (See-Bilder).]
Du bist soeben aus dem Haus, nach noch einer Portion Kapitän Grant. Letzter „richtiger“ Schultag Deiner Grundschulzeit, morgen wollt ihr ins Kino zu den Vorstadtkrokodilen, deshalb findet die Zeugnisausgabe heute abend statt, im Rahmen einer kleinen Feierstunde, bei der wir beiden, Junior und Senior, fünf Cello-Duo’chen aufführen werden; außerdem bat man mich, ein paar Worte zu Ehren der Klassenlehrerin zu sagen, was ich gerne tun will. Im übrigen muß ich heut morgen etwas rumradeln, um für die Ferien noch einmal die Aufgabenhefte der Lehrnstandserhebung 4. Klasse zu besorgen, für Mathe und Deutsch, die लक und ich je während der übermorgen beginnenden großen Ferien noch einmal mit Dir durcharbeiten wollen, täglich eine Stunde, so daß Du für den w i e d e r neuen Lebensabschnitt, der im September beginnen wird, auch gut gewappnet bist. Aber: Wie schnell das alles geht! Wenn ich >>>> d a r a n denke…Des weiteren: Dringende Mails sind zu beantworten, die William Faulkner mich verschleifen ließ, auch Meldungen für die VG Wort sind nachzuholen, eigentlich für zwei Jahre, solange hab ich da nichts mehr gemeldet. In das Kapitel gehört auch die unbedingt erforderliche Anmeldung bei der GEMA. Dann ist der Text für die PEN-Anthologie noch einmal durchzusehen und wegzuschicken. Und ein Gedicht hab ich skizziert, vielleicht bekomm ich’s im Lauf des Tages hier eingestellt; die Gedanken kamen, als ich nachts noch >>>> Christophe Honorés auf Bataille basierenden Film „Ma mère“ sah, den ich teils beeindruckend finde, der aber zum Ende hin dann leider abfällt, meine ich: diese Art „éducation sentimentale“ geht vor allem wohl deshalb schief, weil der Junge nicht nur imgrunde devot ist in seiner pubertären Unsicherheit, zu der, daß er auf die nachgelassenen Pornos seines gerade verunglückten Vaters nicht nur onaniert, sondern auch pißt, wenig passen will, – sondern vor allem auch, weil er so durch und durch schwul wirkt. Dennoch hat der Film Kraft, auch und gerade über die religiöse Triebmotivik, die sich durch ihn hindurchzieht und bisweilen an Pasolini erinnert.
Und ich muß die Lindberg-CDs zum Finnischen Kulturinstitut zurückbringen; ab mittags beginnen dort ebenfalls Ferien. Und ich muß für Dich einen Kinderausweis beantragen, bin mir nicht ganz sicher, ob es für Italien noch reicht, daß Du in meinem Reisepaß eingetragen bist.
Muß muß muß. Na gut. It’s a must, lebenswerbetechnisch ausgedrückt.
Guten Morgen, Leserschaft, Millionen, seid umschlungen, alle fünf.