Arbeitsjournal. Montag, der 20. Juli 2009. Mit Köder und Haken, mit einer jungen schönen Frau und einem Beipackzettel. Sowie mit Brüsten in den Panoramen.

7.18 Uhr:
[Arbeitswohnung. Maderna, Grande Aulodia.]
War bereits laufen, um zwanzig nach fünf, vier Kilometer, aber seit ich die neuen Laufschuh hab, motzt die Achillessehne links. Ärgerlich, man kommt sich wie ein Rekovaleszent vor, wenn man alles so vorsichtig angehen muß anstelle durchzupesen. Bißchen noch Körpertraining, Bauch-Dips, Liegestütz, an die Hanteln (witzig, direkt neb’nem Cello), Expander, dann ein Riesenglas voll Milch mit Nesquick-Vitaminen in der Penny-Spar-Version, dann der erste Espresso. Muß gleich noch mal zum Arzt, Nachuntersuchung; egal, wenn’s dauert, ich hab noch knapp 200 Seiten Faulkner; dann allerdings steht der Entzug an, Faulkner-Entzug. Doch liegt genug anderes Zeug herum, das dringend gelesen werden sollte – so unterdrück ich erst mal den Impuls, mir weitre Faulkners zu besorgen. Αναδυομένη, die morgens mitläuft, will jetzt unbedingt das Brüste-der-Béart-Gedicht lesen, „du hast doch neulich schon im Arbeitsjournal so eine Beschreibung gehabt, dieser Schultern, dieser Frau, der Füße und Pumps – da dacht‘ ich: das wird es jetzt.“ – Nicht ganz falsch, geht in die Richtung.
Okay, duschen.
Mit dem Profi in der >>>> Bar gewesen bis etwa halb zwölf, >>>> Findeiss war auch da, wir plauderten drei Sätze; um zwölf lag ich im Bett und schlief fast sofort ein. Als ich noch mal in die Post schaute, hatte er gemailt, er wolle nun doch keine Zigarren mitgebracht bekommen, sondern Diamanten; wegen der Freundschaft zu den Frauen, schrieb er auf meine vorsichtige Nach-Frage. Das der Köder, ich der Haken, dachte ich.

Ein arroganter, gelackter Barkeeper diesmal. Rief uns hinterher: „Danke sehr! Danke! Vielen Dank! Wirklich danke sehr!“ „Hohler Schnösel“, sagte der Profi, „da geb ich mit großer Freude kein Trinkgeld.“ Normalerweise bleibt immer ein Schein auf dem Tresen liegen.

11.08 Uhr:
Vom Arzt zurück, auch die Am Terrarium gewaschene Wäsche ist jetzt wieder hier, auch schon sorgfältig in die Regale gefaltet; seit ich die Wohnung auf Vordermann gebracht hab, bin ich achtsam geworden mit ihr. Ich fühle mich wohl in ihr. Die Arbeitswohnung ist mein Zentrum geblieben, seit nun fünfzehn Jahren gleicht mein Verhältnis zu ihr dem des Wieners, wie André Heller mal sagte, zu Wien, also dem eines Hosenträgers zum Oberkörper: er lasse sich weit spannen, schnalze aber immer wieder in die Ausgangslage zurück.
Die Brüste der Béart. Hat nix geholfen, mir eben einen ziemlich deftigen Kurzporno anzusehen; aber mir war so. Stattdessen kreist Faulkner in meinem Kopf rum, eine Stunde beim Hautarzt gelesen, eine s e h r schöne junge Frau saß mir gegenüber, kleine, in flachen Leinenschuhen steckende Füße von filigranster Schönheit, wenn ich von ihren Händen hinabschließe, die auf der Zeitung lagen: GEO hatte sie sich herausgesucht und einen Blumenstrauß dabei, gerade gekauft, eingewickelt, und sie stand auf, solche eine Taille!, ging zur Toilette, kam mit befeuchtetem Handtuchpapier zurück, das sie sorgsam um die Schnittstellen der Stengel legte. Ihr Gesicht war von einer gebräunten, dezenten Anmut, nur zwei Sätze gewechselt mit ihr, und man ist hilflos verliebt, aber ohne zu drängen, weil man den Ausdruck nicht gefährden möchte, auch nicht die frische Jugendlichkeit belästigen will.
Dann beim Arzt drinnen, also ich soll noch eine Runde mit der fiesen Creme über mich ergehen lassen, okay; er sah auf meine Füße in ihren flachen indischen Riemensandalen und sagte: „Das ist wirklich ein Genuß, einmal bei einem Mann so gepflegte Füße zu sehen“, sagte das ganz ohne Betonung, nur wie überrascht oder aus einer Verhärtung gelöst. Ich mußte an meine Irritation denken, als ich den Beipackzettel der Creme las und darin tatsächlich stand, man möchte doch bitte täglich die Vorhaut zurückziehen und die Eichel waschen… ich meine, wieso wird sowas Selbstverständliches eigens geschrieben? Wer würde anders denn erwarten, ja nur wollen, daß eine Frau dort küßt? Vieles an meinen Geschlechtsgebrüdern ist mir restlos unverständlich.

Ich geh mal ans Cello und „denke über nach“ die Brüste der Béart. Wird grad ne fixe Idee.

16 Uhr:
>>>> Das hier hat jetzt eine wirklich spannende Diskussion entwickelt, nachdem erst mal die Schlammbrocken geworfen wurden und in den Kuhlen, wo er drin war, jetzt wirklich Parteien stehen. Ich mag mich aber erst mal nicht mehr einmischen, sondern warte ab.
Tiefer, sehr tiefer Mittagsschlaf, dann Post an die >>>> Villa San Michele wegen des Neapel-Aufenthaltes ab Anfang August geschickt und an Milano Dischi wegen Scelsi; dank >>>> parallalie/>>>> Bruno Lampe in feinstem Italienisch. Jetzt googel ich mal a bisserl nach den Brüsten de Béart um weiteres Anschauungs„material“, aber denk mir, es geht eigentlich um etwas Allgemeines, um eine spezielle Lockung, die zugleich etwas Berührendes, auch Wärmendes hat u n d etwas, das die Triebkraft sozusagen mobilmacht, also fast das Gegenteil ist: zu einem Teil ist Sexualität ja durchaus aggressiv, vorsichtiger: will erobern und im Sinn der Missionarsstellung unterwerfen, aber doch auch gesäugt werden; der organische Ansatz kann diese Lockung nicht „sein“, Fettgewebe, Drüsengewebe usw., sondern es muß die F o r m sein, Form als ästhetisches Phänomen, das auf das Hirn wirkt, „erscheinend“, eine deutlich religiöse Implikation schwingt da mit (und so war das ja auch bei diesem Spielfilm: als ich diese Brüste sah, war es, als hätte ich eine Erscheinung gehabt, die Erscheinung einer Idee meinethalben, auf die ich einerseits mit Erektion und gleicherseits mit Bewunderung reagierte).

[>>>> Bildquelle.]

Und noch eine Stunde Cello, mindestens, steht an, dann bin ich heute bei zweieinhalb Stunden, was eine gute Zeit für tägliches Üben ist.

16.34 Uhr:
[Scelsi, Aiòn.]
Milano Dischi hat geradezu, das kann man im Wortsinn nehmen: postwendend, geantwortet. Fein. Gleich weitere Konsequenz-Mails. Bon. N u aber, das ist geradezu komisch: >>>> Gibt man bei Google/Bilder „Emanuelle Béart Brüste“ ein, erscheint als allerallererstes Bild das Cover der >>>> Panoramen der Anderswelt. Zum Schreien, aber das hat auch was.
[„Emanuelle“ muß „Emmanuelle“ geschrieben werden, mit zwei m; aber auch dann sind die Panoramen der Anderswelt immer noch das Cover einer Films, in dem die Béart ganz offensichtlich mitspielt.]

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