A. D. III Non. Aug. Anno 2762 a.u.c.

Dritter Tag vor den Nonen. Dies comitialis.
‚Die Nagelschmieden des Ostrachtals’. Beiliegender Zettel von M.s Hand (Berlin, 11.2.1991): „…das Zunftwappen der Nagelschmiede war/ist ein von Nägeln durchbohrtes Herz…“. Nadelkissen fällt mir ein. Machiavelli fällt mir ein: die schlechten Nägelchen, und so auch in seinem Familienwappen, ma’ chiavelli. Mit einer Tüte Eis auf dem Bahnhof beschwichtigte ich mich schnell während des Wartens auf O. Die Spirale der Worte dann. Vorsichtig allgemein zunächst. Woher, wohin und schönen Gruß. Und jeder von sich nur erzählend. Bis der andere hineinkam gegen Ende, nämlich in den Erzählungen über die Situationen, in denen man überraschten Dritten erzählen mußte, daß man sich getrennt habe. Ich blieb nämlich noch zum improvisierten Essen. Unter dem Vordach. Der Hund, der mich natürlich wiedererkannt hatte, lief schnuppernd von einer zum andern. Die Furcht, es könne in mir so etwas wie Wehmut hinterlassen, erwies sich als grundlos. Ist nicht mehr meins. Und ich könnte dort auch nicht mehr wohnen. Die Momente des Schweigens gehörten den Augen. Also auch nicht die ebenfalls gefürchtete Wassertrübung durch Schlammaufwirbeln. Ich fand sie sogar reizend! Kurze Berührung. Ungerührt, weil als solche gemeint. Heute indes ein kleiner Notstand. Meine Jeans (die einzigen) beginnen am rechten Knie fadenscheinig zu werden. Muß ich also morgen Terni einplanen. Ich merkte es natürlich im Zusammenhang mit meinem Tagesausflug. „A quest’ ora va a passeggio?“ Die Nachbarin verwundert und „Wetter ist immer ein Gesprächsthema“ vom Haus nebenan. Während ein frischer Wind blies. Ein Gewitter war vorübergezogen. Das allerdings die Luftfeuchtigkeit erhöht hatte. Eine Verschlimmbesserung somit. An der Kasse eine große blonde Deutsche, deren – „Sofia!“ „Tommaso!“ – sie in den Supermarkt hinein mit quäkender Stimme zu sich rief, und ein Belgier (ich sah’s hinterher am Kennzeichen seines Alfa Romeo), der sichtlich nervös wurde, als es der Kassiererin nicht gleich gelang, den von der Gemüsewaage ausgegebenen und auf die Plastiktüte geklebten Zettel vom Barcode-Leser erfassen zu lassen. Fast sprang er hilfreich hinzu. Was er hätte tun können, weiß ich nicht. Wahrscheinlich dachte er, er habe etwas falsch gemacht. Diese Angst jedenfalls in seinem erschrockenen Blick. Auf dem Polohemd der heutigen Bedienung beim Tabaccaio „Iceland“ mit den entsprechenden Umrissen. Aber er war mir zu geflissentlich, sonst hätte ich ihm sagen können: „Wie originell Sie sind!“ G.L.’s Augen: sich zurückziehende G.L.etscher. Den Soratte habe ich mir heute selbst verbaut. Er wäre zwar eh’ nicht zu sehen bei dem Dunst, aber ich stemmte heute das Lesepult vor die Balkontür, als der heftige Gewitterwind sie immer wieder aufstieß. So sehe ich vor lauter Zettels Traum (u.a.) jetzt den Soratte nicht. Mit ’nem Zettel anfangen und mit ’nem Zettel aufhören!

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